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Neues Album: Orchestra Baobab Die afrikanische Antwort auf den Buena Vista Social Club

Das Orchestra Baobab hat Kultstatus im Senegal. 2001 feierten sie ihr Comeback nach knapp 20 Jahren Pause. Jetzt kommt ihr drittes Album heraus – mit Altbewährtem und vielen ungewohnten Klängen.

  • Die senegalesische Band spielte in den 1970er Jahren in der oberen Liga im Senegal. Präsident Senghor war einer ihrer Fans. Als er 1981 abtrat, löste sich die Band auf.
  • 20 Jahre später brachte der englische Produzent Nick Gold, der schon dem Buena Vista Social Club zu spätem Ruhm verholfen hatte, die Band erneut zusammen.
  • Nach weiteren 10 Jahren Pause veröffentlicht das Orchestra Baobab 2017 ein neues Album. Ihr Auftrag: Die senegalesische Musik in die Welt tragen.

In den 1970er-Jahren war sie eine der populärsten Bands in Dakar – das Orchestra Baobab. Der Sound: eine Fusion von heimischen Klängen und afrokubanischen Rhythmen.

Den Präsidenten als Fan

Dieses Ensemble war im Zentrum von Dakar die Hausband des mondänsten Nachtclubs «Baobab», der dieser Band seinen Namen gab. Dort verkehrten ausländische Geschäftsleute, Minister und sogar der damalige Staatspräsident Léopold Senghor.

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Die Cowboys lassen grüssen!
aus Jazz und World aktuell vom 07.03.2017.
abspielen. Laufzeit 1 Minute.

«Wir waren für Senghor eine Art Nationalorchester», erzählt Sänger und Mitbegründer Balla Sidibé. «Er wollte, dass wir das kulturelle Erbe Senegals auch in anderen afrikanischen Ländern wie Tunesien, Kamerun und Guinea präsentierten.» Senghor setzte sich für ein neues afrikanisches Selbstbewusstsein und den Erhalt der musikalischen Tradition ein.

Präsident tritt ab, Band löst sich auf

Die politische Situation verschärfte sich im Senegal in den 1980er-Jahren. Der Unmut wuchs in den ärmeren Vierteln. Neue künstlerische Ausdrucksformen waren gefragt.

Der Mbalax war der Klang, der das westafrikanische Land eroberte: eine Mischung aus afrikanischen und karibischen Rhythmen, mit elektrischen Gitarren und schnellen Läufen der Trommelgruppe. Präsident Senghor trat 1981 freiwillig zurück und das Orchestra Baobab löste sich auf.

20 Jahre später: Das Comeback

An diesem Punkt könnte die Erfolgsgeschichte des Orchestra Baobab zu Ende sein. Doch der englische Produzent Nick Gold, der schon dem Buena Vista Social Club zu spätem Ruhm verholfen hatte, wollte unbedingt die ehemaligen Baobab-Mitglieder ausfindig machen. Er spürte Balla Sidibé als Hotelbarmusiker in Dakar und Barthélemy Attisso als Rechtsanwalt in Togo auf.

2001 brachte Nick Gold dann das ganze Baobab Orchestra wieder zusammen, das mit dem Album «Specialist in all Styles» ein grosses Comeback feierte. 2007 folgte «Made in Dakar» und jetzt das Album «Tribute to Ndioug Dieng». Seit dem letzten Album hat sich einiges getan.

Neue Musiker, neue Sounds

«Wir sind mit frischem Sound wieder da», erklärt Balla Sidibé und fährt fort: «Neue junge Musiker sind dieses Mal mit dabei und bringen sich mit viel Elan ein.» Balla liefert die Songs und vertraut bei der musikalischen Umsetzung seinen Bandkollegen.

Barthélemy Attisso fehlt dieses Mal, weil er als Rechtsanwalt in Togo zu tun hat. Dafür hat Balla Sidibé einen Kora-Spieler ins Team geholt. Mit seinen flirrenden Kora-Saiten bringt der 1970 geborene Abdouleye Cissoko eine neue Klangfarbe und Dynamik ins musikalische Geschehen.

Neu im Orchestra Baobab sind auch Posaunist Wilfried Zinzou, die beiden Gitarristen Rene Sowatche und Yahya Fall. Der harte Kern der Band aber bleibt: Balla Sidibé, Charlie Ndiaye am Bass, der Congas-Spieler Mountaga Koite und der Sänger Rudy Gomis sowie die beiden Saxophonisten Issa Cissokho und Thierno Koite.

Den Senegal in die Welt tragen

Wieder setzen die Baobab-Musiker auf Altbewährtes und wollen wiedererkennbar sein. Wieder knüpfen sie an den Fundus von fast fünf Jahrzehnten Bandgeschichte an und holen Liedgut hervor, das viele in Westafrika noch aus dem Radio kennen – wie beispielsweise «Caravana», ein Song von Ousmane Mbaye: Dieser Hit lief in den 1960er-Jahren im lokalen Radio RTS der Casamance im Süden von Senegal.

Balla zieht Bilanz: Vor dem Comeback war das Orchestra Baobab eine Schule. Doch als die Baobab-Musiker sich erneut zusammenfanden, spürten sie, dass sie eine verantwortungsvolle Aufgabe hatten. Das Orchestra Baobab repräsentierte den Senegal musikalisch auf der ganzen Welt.

Yahya Fall geht noch einen Schritt weiter: «Das Orchestra Baobab ist eine Institution und hat den Stellenwert der senegalesischen Fussball-Nationalmannschaft.» Das Orchestra Baobab steht für Beständigkeit und folgt nicht irgendwelchen kurzlebigen Moden. So bewahrt es seine Identität und Einzigartigkeit.

Sendung: SRF 2 Kultur, Jazz und World aktuell, 07.03.2017 20:00

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