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Musik Die Jazz-Sängerin mit der Soul-Stimme

Die US-Sängerin Lizz Wright schöpft aus allem, was sie interessiert. Sie hat eine Jazz-Ausbildung absolviert und macht dennoch keinen Jazz, wie sie am letzten «Jazznojazz»-Festival in Zürich bewiesen hat.

Sie hat zwar Jazz studiert, aber Lizz Wright klingt nicht wirklich wie eine Jazz-Sängerin. Dafür folgt ihr Gesang zu nah der Melodie, dafür ist ihr Timbre zu soulig. Aber was soll das Mäkeln: Um Schubladisierungen geht es Lizz Wright eben genau nicht. «Wie wunderbar, dass ich unterdessen genau das machen kann, was ich will», sagte sie an ihrem letztjährigen Konzert am «Jazznojazz»-Festival in Zürich.

Streng gläubige Erziehung

Gute Musik ist für Lizz Wright einfach gute Musik – egal, aus welcher Quelle sie stammt. Vom Jazz nimmt sich Wright just das, was ihr gefällt. Dazu gehört sicher das Gefühl für kreative Freiheit. Und ausserdem: Lizz Wright greift auch auf jene Wurzeln zurück, aus denen der Jazz gewachsen ist: auf den Gospel.

Die Sängerin aus Georgia ist streng gläubig erzogen worden. Ihr Vater predigt in einer Pfingstler-Kirche. Als Kind durfte Lizz Wright keine Popmusik hören, Musik aber war zentral in ihrem Leben. Die Musik ihrer Mütter, wie sie sagt, die Musik, die die Menschen in den Kirchen sangen.

Zurückhaltend und gelassen

Mittlerweile ist Lizz Wright 32 Jahre alt, und sie hat ihre Portion Weltlichkeit genossen. Die zurückhaltende Gelassenheit ist ihr jedoch auch im Erwachsenenleben geblieben. Man ist versucht, ihre Ausgeglichenheit mitten im Starrummel mit ihrer abgeschirmten, spirituellen Jugend in Zusammenhang zu bringen. Die Ruhe sucht Lizz Wright auch heute noch, ganz bewusst.

Trotz hochgelobten Plattenkritiken und Live-Erfolgen hat sie sich nach ihrem dritten Album zurückgezogen, um eine Ausbildung als Köchin zu absolvieren. Auf ihrer Website kann man in ihrem Garten-Notizbuch stöbern, das sie mit sorgfältig geschossenen Bildern von biologisch gezogenem Gemüse anreichert – und mit ironischen Notizen über ihre Experimente mit selbstgebrautem organischem Dünger.

Echtes statt Kalkül

Die Konzertbühnen der Welt betritt Lizz Wright barfuss und kaum geschminkt. Ihre Haltung bringt Authentizität in den von Künstlichkeit und finanzieller Kalkulation beherrschten Musikmarkt. Das kommt beim Publikum unheimlich gut an: Auch am diesjährigen «Jazznojazz»-Festival war ihr Konzert ausverkauft. Und das auch aus musikalischen Gründen.

Denn mit ihrer starken Naturstimme fegt Lizz Wright ihr Publikum sofort von den Füssen. Eine Stimme, die vor allem auch am Konzert eine umwerfende Leuchtkraft entwickelt.

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