Geübt führt seine Hand den Hobel über das Griffbrett. Es ist vom Violinenspiel unregelmässig geworden. «Jetzt ist es wieder gut», stellt Feller zufrieden fest. Das Telefon klingelt, seine Frau Lois Feller nimmt es ab.
Der Violinenbauer hat viel zu tun. In seiner Werkstatt herrscht kreative Unordnung: Geigen liegen auf Büchergestellen, hängen von der Decke, stapeln sich auf Ablagen und Kartonschachteln.
Der grösste Geiger aller Zeiten
An einer Wand hängen Bilder von Musikern, die ihre Instrumente hier reparieren liessen: Anne Sophie Mutter zählt dazu sowie mehrere Konzertmeister des Symphonieorchesters.
Feller betreut ausserdem eine Guarneri-Geige aus dem Jahr 1742, die Meisterviolonist Jascha Heifetz nach seinem Tod dem San Francisco Legion of Honor Museum vermacht hat. «Das etwas ganz Spezielles, wenn ich mir überlege, dass einer der grössten Geiger aller Zeiten darauf gespielt hat und ich dafür verantwortlich sein darf.»
Mit dem Meister arbeiten
Ursprünglich stammt Feller aus Lengnau im Kanton Bern. Als junger Mann reiste er nach New York, um mit dem weltberühmten Geigenbauer Simone Fernando Sacconi zu arbeiten. Dieser gilt als einer der grössten seines Handwerks des 20. Jahrhunderts.
1973 zog es Feller weiter westlich nach San Francisco. Dort blieb er. Er kaufte eine Wohnung für seine Werkstatt in der Nähe des Alamo Square. «Das war früher eine schlechte Gegend, nur deshalb konnten wir es uns leisten, hierher zu ziehen. Aber wir konnten sehen, dass sich das ändern wird.»
«Freeway Philharmonic»
In der Tat: Heute ist die Gegend beliebt und lebendig mit zahlreichen Cafés, Bars und Restaurants. Mit teuren Wohnungen und ganz neuen Bewohnern: den Angestellten der Tech-Firmen wie Google, Facebook und Apple. «Das sind die einzigen, die sich das leisten können. Ich frage mich manchmal, wie es sich Normalsterbliche leisten können, hier zu wohnen. Ich könnte heute nicht das tun, was ich vor vierzig Jahren angefangen habe mit meiner Werkstatt, es wäre zu teuer.»
Auch für Musiker sei es nicht einfach, in San Francisco zu leben, obwohl sie immer noch den Nimbus der Künstlerstadt hat. Die Künstler müssten weit reisen, um genügend Auftritte zu haben. Man nenne sie hier die «Freeway Philharmonic», die Autobahn-Philharmonie, erklärt Feller lächelnd.
Gut gelagert
Oft führt ihr Weg in die Werkstatt des weitum bekannten Violinenbauers. So oft, dass er seit Langem nicht mehr dazu gekommen ist, eine Geige zu bauen.
Roland Feller vermisst dieses Handwerk und plant, eines Tages wieder damit anzufangen. «Das hoffe ich sehr, ich habe eine ganze Menge Holz, das darauf wartet, in Geigen verarbeitet zu werden. Das ist mittlerweile gut gelagert. Für Instrumente soll man gut gelagertes Holz brauchen, nicht frisch geschnittenes. Das Einzige, was momentan fehlt, ist die Zeit.»
Zukunftspläne
Zeit braucht es, um eine Violine zu bauen. Neben Reparaturen und anderen Arbeiten habe er nur zwei bis drei pro Jahr anfertigen können, sagt Feller.
Würde er sich voll und ganz auf den Bau konzentrieren, könnte er eine pro Monat bauen. Vielleicht tut er das einmal, in Zukunft. Vorerst aber kümmert sich Roland Feller weiterhin um die Violinen und Celli, die die Musiker in seine Werkstatt bringen.
Sendung: Kultur aktuell, Radio SRF 2 Kultur, 16.06.2017, 07.20 Uhr