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Musik Eine Rockdokumentation erzählt, wie Sting sich selber neu erfand

Sting kannte man im Mai 1985 nur als Frontmann von The Police. Dann präsentierte er in Paris seine neue Band bestehend aus Jazzgrössen. Wie soll das gehen, fragen Journalisten. Dokumentiert ist all das auf «Bring On The Night», ein Film von Michael Apted, der bis heute Massstäbe setzt.

Drei Kinder und fünf Studioalben mit seiner Band Police hatte der Rockstar Sting bis zum Mai 1985 bereits in die Welt gesetzt. Sein erstes Solo-Album «The Dream Of The Blue Turtles» war fast fertig. In diesem Wonnemonat dokumentierte er die Entstehung der Band mit dem Konzertfilm «Bring On The Night» und am 24. Mai wurde sein Sohn Jake geboren.

Band von The Blue Turtles mit Sting, Branford Marsalis, Omar Hakim, Miles Copeland, Kenny Kirkland
Legende: Woran kaum jemand glaubte, wurde ein Riesenerfolg: Sting, Branford Marsalis, Omar Hakim, Miles Copeland, Kenny Kirkland. Keystone

Was muss das für ein Sturm der Gefühle gewesen sein? 1984 hatte sich seine Band, das New-Wave-Rock-Trio The Police aufgelöst, und Sting hatte Material für ein ganzes Album geschrieben, mit dem er stilistisch neue Wege beschreiten wollte.

Er hatte noch keine Ahnung, wie er als Solo-Künstler mit der neuen Musik ankommen würde bei seinen Fans, die ihn nur mit Police kannten. Seine Frau war hochschwanger mit dem vierten Kind. Und seine neue Band musste sich für das erste Konzert am 29. Mai in Paris erst mal finden.

Sting beharrt auf jedem Detail

Bei der Pressekonferenz vor dem Konzert, die im Konzertfilm auch dokumentiert ist, strahlt ein spitzbübisch jugendlich wirkender Sting aber alle Zuversicht der Welt aus, und beantwortet auch die dümmsten Fragen mit klassisch britischem Humor. Er überlässt nichts dem Zufall. Er beaufsichtigt den Bühnenaufbau, checkt das Farbkonzept, und schaut auch dafür, dass die Kleidung der Musikerinnen und Musiker darauf abgestimmt ist.

Aber zentral ist die Probenarbeit, die in einem Schlösschen in der Gegend von Paris stattfindet. Bei aller Lockerheit der Stimmung ist auch hier eine hohe Konzentration zu spüren. Sting kennt seine Musik in jedem Part auswendig, und beharrt auf jedem Detail. Keine Aussprachedifferenz und keine Intonationstrübung entgeht ihm. Er korrigiert alles und jedes mit der Bestimmtheit eines Lehrers, der er ja vor seiner Rockmusikerkarriere auch war.

Wird das eine Band?

Bei aller Konzentration und Detailtreue lässt er auch kritische Stimmen zu. «Ich bin nicht sicher, dass das eine Band ist, wo alle etwas zu sagen haben», sagt etwa der Bassist Darryl Jones schon ziemlich bald. Aber kein Zufall: Die Band findet sich beim grossen Esstisch und beim gemeinsamen Jammen. Hier zeigt sich die Qualität der anwesenden Jazzmusiker. Aus dem lockeren Scherzen bei Tisch entsteht eine rasante Version der Titelmelodie zur Trickfilmserie Familie Feuerstein.

Die ganze Spannung des Entstehungsprozesses einer Band explodiert dann in der Eröffnungsnummer der Show «Shadows In The Rain». Dass der Film «Bring On The Night» diesen ganzen Weg zeigen kann, macht ihn zu einem der stärksten Rockfilme überhaupt. Keine andere Konzertdokumentation hat das bislang zu toppen vermocht.

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