Es war ein emotionaler Abschied vor über 100'000 Menschen: Elton John gab letzten Sonntag am Glastonbury-Festival sein letztes Konzert in seinem Heimatland Grossbritannien. Mehr als 7 Millionen haben das Konzert an den Bildschirmen verfolgt.
Nicht so gross, dafür ähnlich energiegeladen dürften die zwei Konzerte werden, die der «Rocket Man» dieses Wochenende in Zürich gibt. Es folgen Konzerte in Kopenhagen und in Stockholm. Danach wird seine Abschiedstour «Farewell Yellow Brick Road», die 2018 begonnen hat, vorbei sein.
Doch entgegen der Annahme, dass nach der Tour rund um die Welt der Ruhestand kommt, zieht Elton John bereits künftige Konzerte in Betracht. Der «Radio Times» sagte der 76-Jährige, er würde «Residencies» nicht ausschliessen, also Konzertreihen an festen Orten. Und das nicht nur in den USA.
Dort will der Brite aufgrund der zunehmenden Diskriminierung der LGBTQIA+-Community nicht mehr auftreten. Im Interview verurteilt er die wachsende Homophobie, die sich auch in den dortigen Gesetzen niederschlägt. Mit dem Boykott vertritt er eine Haltung, die seinen privaten Werdegang konsequent weiterführt.
Ein Leben für die Musik
1947 als Reginald Kenneth Dwight geboren, wächst Elton John im wohlsituierten Londoner Vorort Pinner auf und bringt sich mit vier Jahren das Klavierspielen selbst bei. Schon als Teenie fasziniert ihn die Popwelt: Er beginnt, wie sein Vorbild Buddy Holly, eine Hornbrille zu tragen – obwohl er gut sehen kann.
Mit 17 verlässt er die Schule kurz vor Abschluss, um seine Musikkarriere zu verfolgen. Schon mit seiner ersten professionellen Band Bluesology tourt er als Pianist durch die USA. Von seinen Mitmusikern kommt auch sein späterer Bühnenname: als Ehrerbietung an Saxophonist Elton Dean und Sänger Long John Baldry.
Unter dem Namen Elton John startet er ab 1970 solo durch, mit Hits wie «Your Song», «Tiny Dancer», oder «Rocket Man». Die Texte stammen von Bernie Taupin, den er bei einem Vorsprechen bei einem Label kennengelernt hat. Das Vorsprechen ist kein Erfolg, dafür ihre Freundschaft: Mehr als 30 Alben schreiben die beiden gemeinsam.
Vom Star zur Ikone
Es folgen erfolgreiche Jahre, die aber von Elton Johns Drogensucht überschattet sind. Der junge Musiker muss zuerst zu sich selbst finden.
In einem Interview mit dem Magazin «Rolling Stone» 1976 outet er sich auf Nachfrage als bisexuell. Acht Jahre später heiratet die heutige LGBTQAI+-Ikone die Münchnerin Renate Blauel. Die Ehe hält bis 1988, als sich Elton John als homosexuell outet.
Bilder einer Weltkarrierre
Es war eine Zeit, in der «Aids-Angst» herrschte und Homosexuelle gemeinhin als «Risikogruppe» galten. Gegen die Stigmatisierung setzt sich John öffentlich ein und spendet viel. Er selbst schwört allen Drogen ab und gründet 1992 seine eigene Wohltätigkeitsorganisation, die «Elton John AIDS Foundation».
Ein Jahr später lernt er Filmemacher David Furnish kennen. Sie haben zwei Söhne, und Furnish ist Johns Manager.
Rock on: Elton John bleibt aktuell
Furnishs Management ist es zu verdanken, was viele ältere Musikerinnen und Musiker nicht geschafft haben: aktuell zu bleiben. Dafür arbeitet Elton John in den letzten Jahren immer wieder mit jüngeren Musikschaffenden zusammen: Dua Lipa, Miley Cyrus, Lil Nas X und vielen mehr.
Auch wenn die Abschiedstournee nun bald vorbei ist, ruhig wird es um den 76-Jährigen nicht: Im Herbst will John wieder ins Studio, um eine neue Platte aufzunehmen.