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Eurovision Young Musicians Klassik-ESC in Norwegen: Kann Valerian Alfaré es Nemo nachmachen?

Mit dem Euphonium für die Schweiz in Norwegen: Der 20-jährige Valerian Alfaré tritt am Samstag beim internationalen Klassik-Wettbewerb EYM auf. In der Tasche: einen Ratschlag von ESC-Star Nemo.

Über dem Zürcher Flughafen ist gerade die Sonne aufgegangen. Das Flugzeug nach Oslo setzt sich in Bewegung. An Bord ist auch der 20-jährige Valerian Alfaré aus Rheinfelden im Aargau. Sein Ziel: der Eurovision Young Musicians (EYM) im nordnorwegischen Bodø.

Auf dem Platz neben ihm steht eine grosse schwarze Tasche. Darin ist sein Euphonium, ein Blechblasinstrument, etwas kleiner als eine Tuba. Ins Handgepäckfach passt es nicht, deshalb bekommt es sogar einen Fensterplatz.  

Begonnen hatte die Reise eigentlich schon im März: Da fand im Basler SRF-Studio die nationale Vorauswahl für das junge, klassische Pendant zum ESC statt. An der Vorauswahl dabei war auch Valerian Alfaré, der mit seinem Euphonium die Jury überzeugt hat.

Klassikwettbewerb Eurovision Young Musicians

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Eurovision Young Musicians (EYM) ist das junge, klassische Pendant zum Eurovision Song Contest: ein internationaler Klassik-Wettbewerb für Nachwuchsmusikerinnen und -musiker zwischen 12 und 21 Jahren, organisiert von der European Broadcasting Union.

An der Ausgabe 2024 im norwegischen Bodø nehmen elf europäische Sender teil, darunter SRF. Gastgeber ist der Norwegische Rundfunk. Die teilnehmenden Sender haben bei den nationalen Vorauswahlen jeweils ein Musiktalent ausgewählt.

Die elf jungen Musikerinnen und Musiker treten am Samstag beim Final im Stormen Konserhus Bodø auf. Sie spielen jeweils ein Solokonzert, begleitet vom Norwegischen Rundfunkorchester.

Fünf Monate später ist er in Bodø, zusammen mit zehn anderen jungen Musiktalenten aus ganz Europa. Am Samstagabend werden sie auf der Bühne des Stormen Konserthus stehen und vor einer Jury jeweils ein Solokonzert mit dem Norwegischen Rundfunkorchester spielen.  

Die Zahnspange führte ihn zum Euphonium

Alfaré macht Musik, seit er sechs Jahre alt ist. Begonnen hat er auf der Trompete. Mit 12 Jahren kam das Euphonium dazu. Zu verdanken ist das seinem Kieferorthopäden, der dem Teenager eine Zahnspange verpasste. «Sie hat mich beim Spielen so gestört, dass mein Trompetenlehrer mir ein Euphonium in die Hand drückte. Mit dem grösseren Mundstück liess es sich auch mit Spange gut spielen», erzählt er.

Euphonium: die kleine Schwester der Tuba

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Mann spielt Euphonium, die kleine Schwester der Tuba.
Legende: Dass Valerian Alfaré heute Euphonium spielt, verdankt er einer Zahnspange in seinen Teenagerjahren. SRF/Gian Vaitl

Das Euphonium ist ein tiefes Blechblasinstrument – quasi die kleine Schwester der Tuba, die noch eine Oktave tiefer klingt. Um einen Ton zu erzeugen, bläst der Spieler Luft durch das Mundstück. Die Tonhöhe kann er verändern, indem er die Ventile drückt und die Stellung der Lippen und der Zunge variiert.

Der Name «Euphonium» kommt aus dem Griechischen und heisst übersetzt «wohlklingend». Das beschreibt den weichen, dunklen Klang des Instruments gut. Zum Einsatz kommt es vor allem in der Blasmusik, zum Beispiel in Brass-Bands, sinfonischen Blasorchestern oder Blaskapellen.

Im klassischen Sinfonieorchester spielen Euphonistinnen nur selten mit. Auch als Soloinstrument mit Orchester ist das Euphonium fast nie zu erleben.

Das Instrument wuchs ihm direkt ans Herz. Gelernt hat er es vor allem autodidaktisch, unterstützt von seinem Trompetenlehrer, der aber selbst kein Euphonist ist.

Jazz bis Klassik

Valerian Alfaré ist mit dem Euphonium vor allem in der Klassik unterwegs. Auf der Trompete spielt er Jazz, unter anderem im Schweizerischen Jugend Jazz Orchester. «Ich finde, man muss sich als Musiker nicht bloss auf eine musikalische Richtung festlegen», meint Alfaré.

Gesagt, getan: Als Schweizer EYM-Kandidat ist er in der Sendung «Potzmusig» aufgetreten. Dafür hat er das «Guggisberglied» arrangiert, für Akkordeon, Kontrabass und Euphonium. Anfang August hat Valerian Alfaré mit dem Orchester Biel Solothurn und ESC-Star Nemo musiziert. Sie haben Nemos Songs in einer sinfonischen Version auf die Bühne gebracht.

Dabei hat Alfaré sich gleich noch das Erfolgsrezept vom Eurovision-Profi abgeholt: Ganz in der Musik sein, nur an die Bedeutung des Songs denken. Diesen Ratschlag will Valerian Alfaré bei seinem grossen Auftritt am Samstag befolgen.

Ein Konzertsaal direkt am Meer 

Die nordnorwegische Natur bietet die perfekte Kulisse für sein Finalstück, das «Euphoniumkonzert» vom Waliser Paul Mealor (*1975). Es erzählt die Geschichte von einem Fischer, der auf hoher See umkommt. Seine Frau wartet vergeblich auf seine Rückkehr.

Junger Mann auf einem Boot vor einer Küstenlandschaft.
Legende: Auf einer Schifftour in Bodø: Die Landschaft und das Meer sind Inspiration und Ablenkung für Valerian Alfaré. Daniel Hong Hansen / NRK

Wo könnte man sich besser in diese Geschichte hineinversetzen als in einer Stadt wie Bodø, wo die Fischerei schon immer eine zentrale Rolle gespielt hat? Und das in einem Konzertsaal, der einen Katzensprung vom Hafen entfernt ist.

«Eurovision Young Musicians»-Finalshow

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SRF 1 überträgt den Final des Eurovision Young Musicians live: Samstag 17. August, ab 22:40 Uhr.

Die Umgebung ist für Valerian Alfaré nicht nur Inspiration, sondern auch eine gute Ablenkung: «In dieser schönen Landschaft rutscht man nicht so schnell in ein verbissenes Wettbewerbsgefühl hinein. Sie hilft mir, mich zu entspannen.»

Sein Ziel hat er trotzdem fest im Blick: An der Finalshow sein Bestes zu geben und seine Musik mit dem Publikum zu teilen.

SRF 1, Gesichter und Geschichten, 15.08.2024, 18:30 Uhr.

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