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Aus dem Archiv: Plácido Domingos Live-Auftritt in Zofingen
Aus Tagesschau vom 25.07.1995.
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¡Feliz cumpleaños! Seidenweicher Glanz: Plácido Domingo wird 80

Glasklar und seidenweich: Plácido Domingos Stimme prägte als Teil der legendären «Drei Tenöre» die Oper. Was macht der 80-Jährige anders als andere?

Die «Drei Tenöre» Luciano Pavarotti, José Carreras und Plácido Domingo führten in den 90er-Jahren wochenlang die Klassikcharts. Sie füllten Fussballstadien und lockten ein Millionenpublikum vor den Fernseher und in die Plattenläden und bewegten uns mit ihrem Gesang zu Tränen.

Die tenorale Boygroup war eine der erfolgreichsten Erfindungen der Klassikindustrie überhaupt. So etwas wie eine Sahnetorte mit Extraschlagrahm drauf. Eine singende Cash-Cow.

Ein Tenor hätte mehr als genügt

Brauchte es so etwas? Diese heilige Drei-Gesanglichkeit? Nein, natürlich nicht. Ein einzelner Tenor kann mehr als genügen.

Und doch: ja. Wenn es je gelang, Oper populär zu machen, dann gelang es der singenden Dreierschaft in ihren Smokings und weissen Hemden.

Drei Opernsänger nebeneinander auf der Bühne
Legende: Plácido Domingo, José Carreras, and Luciano Pavarotti begeisterten mit ihrem Stimmvolumen die Massen. Hier im Dodger Stadium in Los Angeles 1994. Getty Images / David Hume Kennerly

Einer von ihnen ist nun 80 geworden: Plácido Domingo. Er ist, neben dem fünf Jahre jüngeren Carreras, der zweite Spanier im Bunde.

Puccini, Puccini, Pucchini

Zusammen mit dem 2007 verstorbenen Italiener Pavarotti sangen sie sich von Verdi zu Meyerbeer, von Bernstein über den Operettenkomponisten Franz Léhar bis zu «O sole mio».

Und dabei immer wieder: Puccini, Puccini, Puccini. Seine Musik mit ihren auf das hohe C (oder sonst einem Hochton) zielenden Schlussgeraden eignet sich am besten für effektvolles Tenor-Singen.

Ist Tenor gleich Tenor?

Doch ist Tenor gleich Tenor? Hier ein Vergleich mit der Arie des Cavaradossi «Recondita armonia» aus Giacomo Puccinis Oper «Tosca».

Audio
Luciano Pavarotti mit dem Dirigenten Nicola Rescigno, 1978 (Decca)
aus Kultur-Aktualität vom 21.01.2021.
abspielen. Laufzeit 42 Sekunden.
Audio
José Carreras mit Sir Colin Davis, 1976 (Philips)
aus Kultur-Aktualität vom 21.01.2021.
abspielen. Laufzeit 43 Sekunden.
Audio
Plácido Domingo mit James Levine, 1981 (EMI)
aus Kultur-Aktualität vom 21.01.2021.
abspielen. Laufzeit 42 Sekunden.

Bei Pavarotti fliesst es butterweich. Sollte Singen anstrengend sein, so ist das bei ihm am wenigsten hörbar. Unhörbar eigentlich. Er reitet auf den Tönen, er fliegt, schwebt. Der finale Hochton: ein Gruss an die ganze Welt.

Carreras hat mehr Kanten, mehr Kern in der Stimme. Das wirkt «männlicher» und leidender. Der Hochton: mit viel Vibrato herausgeschmettertes Leid.

Eine Stimme wie Chromstahl

In der Arie geht es eigentlich gar nicht um Leid: Der Maler Cavaradossi besingt seine Liebe zur Titelfigur Tosca «Doch hier in diesem Bilde lebt ein einziger Gedanke: Meine Liebe gilt nur dir, Tosca, nur dir!»

Und Domingo nun? Seine Stimme ist hier hellster Glanz, Hochglanz, gleissender Chromstahl. Und dabei – ähnlich Pavarotti – doch ohne Härte, seidenweich. Das ist der in Gesang aufgelöste Widerspruch. Der Hochton auf den Namen «Tosca»: ein in die Luft gezeichnetes Herz. Grossartig!

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 21.1.2021, 7:06 Uhr

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