Wie klingen die Alpen? Der Frage geht das diesjährige Festival Alpentöne nach. Musikerinnen und Musiker aus allen Ländern des Alpenbogens sind in den Kanton Uri eingeladen. Drei Tipps für das Altdorfer Musikfestival.
1. Er lässt den Glarner Hausberg klingen
Für sein Hörstück packte Claudio Landolt die Bodensender aus. Damit fing er die seismischen Wellen am und im Vorder Glärnisch ein. Das Resultat: eine Komposition aus Grollen, Trommeln und schussartigen Geräuschen.
«Es gibt kaum einen dynamischeren Raum als die Alpen. Das kennen wir inzwischen von den Bergstürzen und vom Gletscherbersten», erkärt Boris Previsic. Er gehört zur künstlerischen Leitung des Festivals.
Doch die Berge klingen nicht nur bei dramatischen Umbrüchen: «Sie bewegen sich ständig durch diesen Druck. Es sind ja immer noch Gebirge, die am Wachsen sind.»
2. Der sanfte Sound der Seilbahnen
Auch der Urner Komponist Michel Roth macht aus Alpenklängen Musik. Sein Spezialgebiet: der Sound der Seilbahnen aus dem Schächental. Die Trag- und Zugseile der Seilbahnen funktionieren nämlich wie Saiten eines Musikinstruments. Nur nimmt man ihre Töne und Akkorde im tiefsten Frequenzband normalerweise nicht wahr.
Roth sammelte die Töne zwei Jahre lang. Ein DJ mischt diese am Festival mit Liveübertragungen, direkt von einem Sender aus dem Schächental. Die Installation hält auch zeitlich mit jedem DJ-Liveset mit: Der Seilbahn-Sound spielt von mittags bis vier Uhr morgens.
3. Eine wilde Bande
Ganz andere innovative Klänge gibt es am Festival von jungen Talenten zu hören : Die Alpentöne der Volksmusik werden von einem wild gemischten Orchester neu interpretiert. Das Besondere daran: Das Orchester gab es vorher noch nicht. Es wurde eigens fürs Festival zusammengetrommelt.
Patricia Draeger, eine der innovativsten Akkordeonistinnen der Schweiz, leitet die bunte Truppe: «Freie Sachen mit jungen Leuten zu erarbeiten und ihnen eine andere Perspektive auf die Musik zu geben, finde ich spannend. Die einen spielen ihre Stücke aus der Volksmusik, die anderen aus der Klassik. Das zusammenzuführen und voneinander zu lernen, finde ich wahnsinnig toll.»
Auch die 21-jährige Hackbrettspielerin Alessia Heim ist von der Gruppe überzeugt: «Jeder bringt seinen eigenen Musikstil und Musikgeschmack mit. Ich finde es megaspannend zu sehen, wie unterschiedlich die Volksmusik aus verschiedenen Kantonen sein kann.»
Doch nicht nur mit der Schweizer Volksmusik wird getüftelt, sondern auch mit schottischen und italienischen Klängen. Auch eine schwedische Nyckelharpa, eine Art Geige mit Taste, kommt zum Zug.
So bietet das Festival, dessen Schwerpunkt schon immer in der kreativen Weiterentwicklung der Volksmusik lag, Alpentöne in allen Variationen.