Das Guinessbuch der Rekorde bezeichnete Florence Foster Jenkins als schlechteste Sängerin aller Zeiten – trotzdem schaffte sie es bis in die Carnegie-Hall.
Geboren wurde Florence Foster Jenkins 1868 in Pennsylvania. Sie wuchs in einer wohlhabenden Familie auf, der Vater war ein reicher Industrieller. Dieser untersagte der kleinen Tochter die Gesangsstunden – zu untalentiert schien sie, zu hoffnungslos das Unterfangen, ihre Stimme zu schulen.
Keiner glaubt an ihr Talent
Die Schmach liess sie nicht lange auf sich sitzen: Als junge Frau setzte Jenkins ihren eigenen Kopf durch und verliess das Elternhaus. Sie heiratete einen Arzt und arbeitete als Lehrerin und Pianistin.
Doch auch der Mann an ihrer Seite glaubte nicht an ihr Talent, die Ehe hielt nur kurz. Jenkins liess sich scheiden und schloss sich kurzzeitig den Suffragetten, einer Vereinigung von Frauenrechtlerinnen, an.
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Gesangsausbildung dank Erbe
Auf die Scheidung folgte der Tod des Vaters und als er verstarb, erbte Jenkins ein Vermögen. Damit holte sie endlich nach, was ihr als Kind versagt blieb: Sie nahm Gesangsstunden.
Dank ihrer unbegrenzten Leidenschaft für Operngesang, einer grossen Portion Ehrgeiz – oder eher Selbstüberschätzung – und dem nötigen Kleingeld gelang es ihr bald, vor grösserem Publikum aufzutreten.
Mit falschen Tönen zu Kultstatus
Ihre exzentrischen Auftritte, die sie alljährlich im New Yorker Nobelhotel Ritz-Carlton abhielt, wurden schnell legendär. Voller Hingabe schmetterte sie die Arien der grossen Komponisten den Zuschauern entgegen: Mozart, Strauss, Bach. Obwohl sie weder Töne traf noch das Tempo zu halten vermochte, erlangte sie beim Publikum Kultstatus.
Die Lacher aus dem Saal interpretierte Jenkins als Freude oder Neid. Finanziert hat sie die Konzerte und Tonaufnahmen immer aus der eigenen Tasche.
Hang zum Kitsch
Ihre Auftritte absolvierte Jenkins meist in ausgefallenen Kostümen. Diese waren selbst geschneidert und waren mit aus Blumen oder Engelsflügel verziert.
Mit 76 Jahren war die Exzentrikerin Jenkins dann auf dem Höhepunkt ihrer Karriere: In der vollbesetzten Carnegie Hall trug sie Mozarts Arie «Königin der Nacht» vor. Kurz danach verstarb Florence Foster Jenkins.
Eine Frau mit eisernem Wilen
Man mag ihren Gesang als Beleidung für die Ohren empfinden und ihr Realitätsverlust vorwerfen, doch über etwas verfügte die Dame sicher: einen starken Charakter.
Zurück bleibt das Zeugnis einer Frau mit eisernem Wille. Ihr berühmtestes Zitat befindet sich auf ihrem Grabstein: «Die Leute können vielleicht behaupten, dass ich nicht singen kann, aber niemand kann behaupten, das ich nicht gesungen hätte.»
Sendung: SRF 1, Sternstunde Musik, 12.11.17, 11.55 Uhr