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Ausschnitt aus «Die Florence Foster Jenkins Story»
Aus Sternstunde Musik vom 12.11.2017.
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Florence Foster Jenkins Der schräge Vogel mit den schiefen Tönen

Talent hatte sie keines. Doch Florence Foster Jenkins setzte alles daran, Opernsängerin zu werden. Mit Erfolg: Ihre Konzerte erreichten Kultstatus.

Das Guinessbuch der Rekorde bezeichnete Florence Foster Jenkins als schlechteste Sängerin aller Zeiten – trotzdem schaffte sie es bis in die Carnegie-Hall.

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Die «Sternstunde Musik» zu Florence Foster Jenkins ist noch 30 Tage online.

Geboren wurde Florence Foster Jenkins 1868 in Pennsylvania. Sie wuchs in einer wohlhabenden Familie auf, der Vater war ein reicher Industrieller. Dieser untersagte der kleinen Tochter die Gesangsstunden – zu untalentiert schien sie, zu hoffnungslos das Unterfangen, ihre Stimme zu schulen.

Keiner glaubt an ihr Talent

Die Schmach liess sie nicht lange auf sich sitzen: Als junge Frau setzte Jenkins ihren eigenen Kopf durch und verliess das Elternhaus. Sie heiratete einen Arzt und arbeitete als Lehrerin und Pianistin.

Porträt der Sängerin Florence Foster Jenkins mit Fächer.
Legende: Florence Foster Jenkins, eine Exzentrikerin mit starkem Willen: Ihre Konzerte wurden zu einem schrägen Tipp für Insider. Wikimedia

Doch auch der Mann an ihrer Seite glaubte nicht an ihr Talent, die Ehe hielt nur kurz. Jenkins liess sich scheiden und schloss sich kurzzeitig den Suffragetten, einer Vereinigung von Frauenrechtlerinnen, an.

Gesangsausbildung dank Erbe

Auf die Scheidung folgte der Tod des Vaters und als er verstarb, erbte Jenkins ein Vermögen. Damit holte sie endlich nach, was ihr als Kind versagt blieb: Sie nahm Gesangsstunden.

Dank ihrer unbegrenzten Leidenschaft für Operngesang, einer grossen Portion Ehrgeiz – oder eher Selbstüberschätzung – und dem nötigen Kleingeld gelang es ihr bald, vor grösserem Publikum aufzutreten.

Mit falschen Tönen zu Kultstatus

Ihre exzentrischen Auftritte, die sie alljährlich im New Yorker Nobelhotel Ritz-Carlton abhielt, wurden schnell legendär. Voller Hingabe schmetterte sie die Arien der grossen Komponisten den Zuschauern entgegen: Mozart, Strauss, Bach. Obwohl sie weder Töne traf noch das Tempo zu halten vermochte, erlangte sie beim Publikum Kultstatus.

Ein älteres Paar sitzt nahe beieinander auf einer altmodischen Couch.
Legende: Ihre Story gabs 2016 auch als Kinofilm: Meryl Streep spielte Foster Jenkins, Hugh Grant ihren Mann. ImdB/Paramount Pictures

Die Lacher aus dem Saal interpretierte Jenkins als Freude oder Neid. Finanziert hat sie die Konzerte und Tonaufnahmen immer aus der eigenen Tasche.

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Florence Foster Jenkins «quietscht» sich durch die Mozart-Arie der Königin der Nacht
03:37 min
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Hang zum Kitsch

Ihre Auftritte absolvierte Jenkins meist in ausgefallenen Kostümen. Diese waren selbst geschneidert und waren mit aus Blumen oder Engelsflügel verziert.

Mit 76 Jahren war die Exzentrikerin Jenkins dann auf dem Höhepunkt ihrer Karriere: In der vollbesetzten Carnegie Hall trug sie Mozarts Arie «Königin der Nacht» vor. Kurz danach verstarb Florence Foster Jenkins.

Eine Frau mit eisernem Wilen

Man mag ihren Gesang als Beleidung für die Ohren empfinden und ihr Realitätsverlust vorwerfen, doch über etwas verfügte die Dame sicher: einen starken Charakter.

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Florence Foster Jenkins
aus 100 Sekunden Wissen vom 03.04.2013. Bild: Wikimedia
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Zurück bleibt das Zeugnis einer Frau mit eisernem Wille. Ihr berühmtestes Zitat befindet sich auf ihrem Grabstein: «Die Leute können vielleicht behaupten, dass ich nicht singen kann, aber niemand kann behaupten, das ich nicht gesungen hätte.»

Sendung: SRF 1, Sternstunde Musik, 12.11.17, 11.55 Uhr

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