Vor 80 Jahren gründeten zwei jüdische Flüchtlinge aus Deutschland in New York ein legendäres Jazz-Label: Blue Note Records.
Francis Wolff, einer der Gründer, war ein hervorragender Fotograf. Immer wieder brachte er seine Kamera an Aufnahmesession mit. Entstanden sind rund 20'000 Bilder, viele davon sind ikonografisch. Fünf Beispiele.
John Coltrane, 1957
Eine der wohl berühmtesten Jazz-Fotografien überhaupt ist das Bild von John Coltrane bei der Aufnahmesession zum Albumklassiker «Blue Train». Wenige Monate zuvor war Coltrane noch heroinsüchtig gewesen.
Doch er hatte den Entzug geschafft und legte den Fokus nun voll auf seine Musik: Die Körpersprache und Mimik auf dem Foto erzählen davon. Übrigens wird allgemein geglaubt, dass John Coltrane auf der Aufnahme ein Saxofonblättchen im Mund hat. In Wahrheit war es aber ein Lollipop.
Art Blakey, 1958
Ein wichtiges Aushängeschild für das Blue Note Label war der Schlagzeuger und Bandleader Art Blakey: Er erscheint auf über 60 Blue Note-Alben. Art Blakey war bekannt dafür, dass er vom Schlagzeug aus seine Mitmusiker rhythmisch und energetisch anstachelte – sie fast schon vor sich hertrieb.
Die spezielle Perspektive des Fotos erweckt den Eindruck, mit Blakey zusammen mitten im Geschehen und im Zentrum der Musik zu sein.
Hank Mobley & Alfred Lion, 1960
Der Tenorsaxophonist Hank Mobley geht zusammen mit dem Produzenten und Labelbetreiber Alfred Lion durch die Noten einer Komposition. Die Qualität stand bei Blue Note Records an erster Stelle, weshalb bei den Aufnahmesessions oft intensiv geprobt und gefeilt wurde. Wie nah sich dabei Künstler und Produzenten standen, zeigt diese schon fast intime Aufnahme.
Grant Green, 1961
Rauchen hatte immer dazugehört, insbesondere im Jazz. Es fällt auf, in wie vielen Fotografien die Zigarette und der Rauch eine Hauptrolle spielen. So auch in diesem Bild vom Gitarristen Grant Green.
Er wirkt cool und abgeklärt, aber auch mystisch – insbesondere vor dem dunklen Hintergrund. Dass keine Wände zu sehen sind, ist typisch für Francis Wolffs Bilder: Aufnahmen, losgelöst von Zeit und Raum.
Miles Davis, 1954
Wenn in den Bildern von Wolff für einmal im Hintergrund Wände sichtbar sind, dann sieht es oft nach Wohnzimmer aus. Und tatsächlich: Der Blue Note-Tontechniker Rudy Van Gelder nahm zwischen 1953 und '59 im Wohnzimmer seiner Eltern auf.
Die heimelige Atmosphäre wirkte sich positiv auf die Musiker aus. Hier sieht man den noch jungen Miles Davis, im Hintergrund den Fernseher und die Jalousien der Familie van Gelder.