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Fritz Hauser – Der Klangtüflter wird 70 Jahre alt
Aus Musikmagazin vom 25.03.2023. Bild: Andreas Zimmermann
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Fritz Hauser wird 70 Ein Trommelwirbel für den «Klangwerker»

Der Basler Schlagzeuger, Percussionist und Komponist Fritz Hauser erschafft seit 50 Jahren innovative, ungeahnte und inspirierende Klangwelten.

Ein Becken, das zu 88% aus Kupfer besteht und zu 12% aus Zinn, macht einen ziemlich harten Ton. Je weniger Zinn, desto härter. Anders herum: Je mehr Zinn, desto weicher, desto wärmer. Er weiss das natürlich: Fritz Hauser, der Schlagzeuger, Improvisator, Komponist, Klangkünstler, Klangtüftler.

Und er weiss noch viel mehr. Schliesslich ist er seit 50 Jahren im Geschäft, der musikalische Geschichtenerzähler par excellence. Heute wird er 70 Jahre alt.

Ein älterer Herr in schwarzem T-Shirt sitzt an einem Schlagzeug; er holt zum Schlag aus, in der Hand hält er Sticks.
Legende: Seit einem halben Jahrhundert auf den Bühnen der Welt zuhause: der Basler Soundarchitekt Fritz Hauser. Pavel Korbut

«Sein Schaffen ist stets geprägt von Präzision, minimaler Gestik und fast schon sakraler Reinheit, die zu einer magischen Bühnenpräsenz werden.» So war es in der Begründung zu lesen, als Fritz Hauser vergangenes Jahr einen der Schweizer Musikpreise verliehen bekam. Wer hätte das gedacht.

Vom jungen Wilden zum «Klangwerker»

In seinen Zwanzigern, damals noch mit struppiger Mähne, machte er als Schlagzeuger der Artrockgruppe Circus die Musik unsicher. Laut war das. Wild und frei. Ein paar Jahre dauerte dieses unstete Leben, dann begann Hauser, eigene Wege zu gehen.

Heute bezeichnet er sich selbst gern als «Klangwerker». Denn seine Improvisationen, Soloprogramme, Kompositionen haben viel mit Handwerk zu tun. Ebenso wie seine interdisziplinären Projekte mit Lichtgestalterinnen, Regisseurinnen, Architekten, Musikerkollegen oder auch mit dem Publikum. Doch neben dem Handwerk braucht es auch die Fantasie.

Der leise Ton macht die Musik

Vor allem haben seine Werke aber mit Stille zu tun. Paradox? Bei diesem so lauten Instrument Schlagzeug? Oh nein. Erstens kann dieses Instrument aus hunderten Einzelinstrumenten bestehen – alles und jedes kann zum Schlagzeug werden, auf allen möglichen Materialien kann man trommeln, kratzen, quietschen.

Zweitens ist die Stille das, was die Musik gestaltet. Stille erweckt Erwartungen und lässt alle Fantasien zu.

Ein älterer Herr mit kahl rasiertem Schädel schaut – den Kopf auf seine Hand gestützt – in Denkerpose in die Kamera.
Legende: Weltklassedrummer Fritz Hauser, hier ausnahmsweise ohne seine liebsten Arbeitswerkzeuge, die Schlagzeugstöcke. Priska Ketterer

Für Hauser ist Schlagzeugspielen keine Sportart, vielmehr setzt er abstrakte Zeichen in den Raum. Dem Publikum fällt dann die Aufgabe zu, diese zusammenzusetzen. Dass er schnell und laut spielen kann, braucht er nicht zu demonstrieren.

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Fritz Hauser und die Neue Musik an und für sich
aus Musik unserer Zeit vom 29.03.2023. Bild: SRF / Sébastien Thibault
abspielen. Laufzeit 59 Minuten 53 Sekunden.

Und die Inspiration? «Es gibt immer wieder Phasen, in denen mir nichts einfallen will. In diesen halte ich es mit dem Regisseur Stanley Kubrick, der sagte: ‹nichts inspiriert mich mehr als die Inspiration›. Gehe ich in solchen Zeiten ins Museum oder schlage ich ein Buch auf, braucht es relativ wenig, bis mein Motörchen wieder zu brummen beginnt.»

Die Welt zum Singen bringen

Seit Fritz Hauser entdeckte, dass Schlagzeug buchstäblich alles sein kann und dass er mit den unterschiedlichsten Materialien und Stoffen die Welt bespielen kann, versucht er, die Welt zum Singen zu bringen. Das kann laut sein, natürlich, vor allem aber ist es vielschichtig, poetisch und voller Fantasie.

Fritz Hauser

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1953 in Basel geboren, entwickelt der Schlagzeuger, Perkussionist und Komponist Fritz Hauser Soloprogramme, die er auf der ganzen Welt aufführt. Hausers spartenübergreifendes Œuvre umfasst Kompositionen für Schlagzeugensembles und -solisten, Klanginstallationen, Hörspiele sowie Filmmusik. 2022 erhielt er den Schweizer Musikpreis.

Egal, ob Hauser, wie vor einigen Jahren, die Therme Vals oder das Castel Burio im Piemont bespielt, oder, wie derzeit, das Museum Tinguely beschallt. Ob er, wie demnächst, mit 15 Kolleginnen und Kollegen das Basler Kunstmuseum klanglich untersucht – und so in wandernde Klangwellen, brausende Tonbündel und feine Geräuschtupfer taucht und Architektur akustisch erlebbar macht:

Fritz Hauser weckt die Urinstinkte in uns. Schliesslich sitzen wir doch alle gern am Lagerfeuer und hören den Geschichten zu.

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Radio SRF 2, Musik für einen Gast, 25.03.2023, 11:03 Uhr.

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