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Global Citizen Festival: Megaevent ohne Medienecho
Aus Audio Aktuell SRF 3 vom 27.09.2021. Bild: Keystone
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Global Citizen Festival Billie Eilish ist noch lange nicht Greta Thunberg

Am Wochenende feierte die Musikindustrie mit Global Citizen Festival ein Megaevent. Warum blieb das Medienecho so bescheiden?

Ed Sheeran, Billie Eilish, Coldplay, Metallica, Lang Lang, Elton John, Paul Simon, Stevie Wonder und BTS, um nur einige zu nennen: Zwischen dem 25. und 26. September traten einige der grössten Namen im Musikgeschäft am «Global Citizen Live» auf.

Allerdings merkte kaum jemand, dass diese Stars sich für eine gute Sache zusammengerauft hatten. In den Medien fand «Global Citizen Live» kaum statt. In der breiten Öffentlichkeit war das Konzert in Namen der globalen Impfgleichheit kaum ein Thema.

Eine Frau auf einer Bühne.
Legende: Viele Stars, kaum Zuschauende: Jennifer Lopez stand in Los Angeles im Rampenlicht. Keystone / EVAN AGOSTINI

Kein Vergleich mit den Vorläufern

Warum haben die grossen Namen nicht mehr Aufmerksamkeit auf sich gelenkt? Für erfolgreiche Mega-Events gibt es gute Vorbilder. Allen Voran das «Live Aid»- Konzert, das 1985 um die 40 Millionen englische Pfund (damals mehr als 80 Millionen Franken) für die hungernden Menschen in Äthiopien einbrachte.

Im Fahrwasser von «Live Aid» gab es weitere Konzerte, um die man nicht herumkam. 1988 feierte die Musikindustrie den 70. Geburtstag von Nelson Mandela und protestierte dabei wirksam gegen das Apartheid-Regime in Südafrika.

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Aus dem Archiv: 30 Jahre Live Aid
Aus Tagesschau vom 13.07.2015.
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1992 verabschiedeten sich Queen von ihrem Sänger Freddie Mercury und sammelten gleichzeitig Geld für die Aids-Forschung. 2001 fand in New York ein herzzerreissendes Konzert zu Ehren der Polizisten und Feuerwehleute statt, die bei den Terrorattacken vom 11. September ihr Leben verloren hatten.

Verpassen war gestern

Mit seinen multiplen Bühnen auf sechs Kontinenten sah sich «Global Citizen Live» in der Tradition von Live Aid. Nur lässt sich der Erfolg von damals nicht so einfach wiederholen.

Die Fans sitzen nicht mehr gebannt vor dem Fernseher, um ihre Lieblingsmusiker und -musikerinnen zu bewundern. Diese sind in den Medien eh allgegenwärtig. Und die Auftritte am Global Citizen Live lassen sich eh zu einem späteren Zeitpunkt über das Internet nachgucken. Verpassen war gestern.

Ein Mann mit Gitarre auf einer Bühne.
Legende: Nur ein Nischenprodukt? Ed Sheeran auf der Pariser Bühne von Global Citizen. Keystone

Die Riesen sterben aus

Dazu kommt, dass es heute kaum mehr Stars gibt, auf die sich alle einigen können. Michael Jackson, Whitney Houston und Prince sind allesamt tot, Madonna driftet immer mehr in die Bedeutungslosigkeit ab. Und Billie Eilish und Ed Sheeran sind trotz ihres immensen Erfolgs doch nur Nischenprodukte.

Die Musikindustrie zersplittert immer weiter, wobei das kein neues Phänomen ist. Mit Live 8 wagte Bob Geldof 2005 eine internationalisierte Neuauflage von Live Aid. Trotz einem riesigen Staraufgebot blieben die mächtigsten Menschen der Welt, die gerade in Schottlang ein G8-Treffen abhielten, von Live 8 gänzlich unbeeindruckt.

Das überraschte nicht. Die Musikszene steht schon lange nicht mehr im Mittelpunkt der Popkultur. Sportlerinnen, Influencer und Polit-Aktivistinnen sind heute die grossen Popstars.

Galionsfiguren gesucht

Nicht umsonst hatte Greta Thunberg über die letzten Tage mehr Medienpräsenz als Global Citizen Live. Vielleicht fehlte es dem Event nur an einer Persönlichkeit von Thunbergs Kaliber, die die Hoffnung auf eine globale Impfgleichheit in die Welt hinaus trug.

Bei Live Aid war Bob Geldof die Galionsfigur, die mit der Parole «Feed The World» die ganze Welt mit sich riss. Trotz Skandale um sein Privatleben und seine Steuerschulden hängt Geldof noch immer das Image eines Heiligen an.

Tatsächlich finanziert der streitsame Ire auch heute noch humanitäre Projekte in Afrika. Kein Wunder, dass Live Aid viel kopiert wird, aber auch nach 36 Jahren unerreicht bleibt.

SRF 3, Nachmittagsprogramm, 27.9.2021, 13.20 Uhr

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