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Für die deutchen Single-Charts zählen neu auch Gratis-Streams
Aus Kultur-Aktualität vom 10.01.2022. Bild: Getty Images
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Gratis-Musik in den Charts Wie sich die Hitparade an unsere Hörgewohnheiten anpasst

Wie wir Musik hören, hat sich in der jüngsten Vergangenheit stark verändert. Musik wird meist nicht mehr im Laden gekauft, sondern gestreamt. Es gibt auch werbefinanzierte Angebote, bei denen die Musik für Nutzerinnen und Nutzer kostenlos ist.

Das verändert auch die Zusammenstellung der Hitparade: In Deutschland wird bei den Single-Charts neuerdings auch berücksichtigt, welche Songs gratis auf YouTube gestreamt werden. Das sei nur konsequent, erklärt Experte Andy Renggli.

Andy Renggli

Andy Renggli

Geschäftsführer GfK Entertainment Schweiz

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Andy Renggli ist Geschäftsführer des Marktforschungsunternehmens GfK Entertainment Schweiz. Die GfK ist international aktiv und wertet unter anderem Musiknutzungsdaten aus.

SRF: Früher wurde die Hitparade Ende Woche aus den Verkaufszahlen ermittelt. Wie ist das heute?

Andy Renggli: Der Wochenzyklus ist immer noch derselbe: Von Freitag bis Donnerstag werden die Verkäufe, Streams, Downloads und so weiter gezählt und gewertet. Daraus entsteht dann die Hitparade für Alben und Singles.

Streams bilden mittlerweile den grössten Bereich.

Wie hat sich die Berechnung der Hitparade in den letzten Jahren verändert?

Früher zählten nur die rein physischen Verkäufe. Später kamen die Downloads dazu, auf iTunes und vielen anderen Portalen. Seit ein paar Jahren werden auch die Zahlen von Streaminganbietern wie Spotify, Deezer und Apple den Charts beigemischt. Mittlerweile bilden die Streams den mit Abstand grössten Bereich.

In Deutschland sollen nun auch die Streamings auf der Videoplattform YouTube ausgewertet werden. Was ist das Spezielle daran?

Das Besondere ist, dass es sich um einen Videokanal handelt, auf dem man kostenlos streamen kann. Bisher hat man solche Videostreams im Free-Bereich nicht gewertet. Dabei verzeichnet YouTube massive Zugriffszahlen, sowohl weltweit wie länderspezifisch.

Es ist nur logisch, dass man YouTube miteinbezieht.

Warum hat man sich denn dazu entschlossen, die YouTube-Zugriffszahlen zu berücksichtigen?

Will man den aktuellen Musikkonsum in all seinen Facetten in die Hitparade einfliessen lassen, ist es nur logisch, dass man YouTube miteinbezieht. Bereits vor ein paar Jahren wurde in Deutschland aus ähnlichen Gründen die Airplay-Beimischungen in die Berechnung miteinbezogen, also, wie oft Songs im Radio gespielt werden.

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Werden sich die Charts durch die Auswertung der YouTube-Daten verändern?

Diese Frage lässt sich erst nach ein paar Monaten wirklich beantworten.

Wie ist das in der Schweiz? Werden auch hier in Zukunft YouTube-Daten in die Erhebung der Single-Charts einfliessen?

Das wird sich zeigen. Momentan wird diese Option vom IFPI geprüft, dem Branchenverband der Musikindustrie.                

Das Gespräch führte Alice Henkes.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 10.01.2022, 07:06 Uhr;

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