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Zum Tod von Ryuichi Sakamoto
Aus SRF 2 Kultur Live vom 03.04.2023. Bild: Getty Images / Pascal Le Segretain
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Japanischer Musiker verstorben Ryuichi Sakamoto: Technomusiker, Soundtrack-Komponist, Musikgenie

Er komponierte den Soundtrack zu «The Revenant», spielte an der Seite von David Bowie und machte Kraftwerk Konkurrenz: Nun ist der japanische Musiker, Komponist und Produzent mit 71 Jahren an Krebs verstorben.

Seinen Namen kennen hierzulande nicht viele, seine Musik hingegen schon: Das Musikgenie Ryuichi Sakamoto wurde als Technomusiker weltbekannt, schuf Filmmusik für Blockbuster und hörte nie auf, mit Klängen zu experimentieren.

«Ich bin ein Jäger», erklärte er einmal der Deutschen Presse-Agentur. «Ich jage der Musik nach, überall auf der Erde.» Ob Pop, Rock, Ambient, Techno oder Jazz, ob afrikanische Trommelrhythmen, asiatische Volkslieder oder Melodien deutscher Klassiker – der geniale Musiker zeigte in seinen Werken immer wieder neue künstlerische Facetten auf.

Der japanische «King of Techno»

Ryuichi Sakamoto, Sohn eines Verlagsleiters und einer Hutdesignerin, lernte das Klavierspielen schon als kleiner Junge. In Tokio studierte er Komposition. Sein erstes Album «Thousand Knives», eine Mischung aus Electropop, Jazz und experimenteller Musik, erschien, als er 26 war.

Ausgiebig experimentierte Sakamoto mit elektronischen Klangerzeugern und erforschte die musikalischen Traditionen und Eigenheiten in Ländern des globalen Südens. Jede seiner Platten klingt anders als die früheren.

Zu Weltruhm gelangte der Musiker, als er sich Ende der 1970er-Jahre dem Yellow Magic Orchestra anschloss. Der Japaner war damals einer der bekanntesten Technomusiker der Welt. Das Yellow Magic Orchetra zählte mit der deutschen Band Kraftwerk zu den «Kings of Techno».

«Stürmische Jahre» seien das gewesen, erinnerte sich Sakamoto später. «Doch Pop und Rock allein sind auf die Dauer nur etwas für Leute, die musikalisch wenig Bildung haben und nichts Neues lernen wollen», erzählte er als 50-Jähriger.

Im Duo mit Bowie und Byrne

Im Laufe seiner langen Karriere arbeitete Sakamoto mit vielen bedeutenden Künstlern zusammen. Für den Kriegsfilm «Merry Christmas, Mr. Lawrence» (1983) komponierte er nicht nur die Filmmusik, sondern spielte an der Seite von David Bowie auch die zweite Hauptrolle.

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«Coda»: Ein Film über Ryuichi Sakamoto
aus Kultur-Aktualität vom 13.09.2018. Bild: Imago / Everett Collection
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Mit David Byrne nahm er den Soundtrack zum Film «Der letzte Kaiser» auf – und gewann damit 1988 einen Oscar und einen Grammy. Zudem komponierte er die Filmmusik für «The Revenant – Der Rückkehrer» mit Leonardo DiCaprio. «Ich wollte jemanden haben, der Stille verstehen kann. Und das ist Ryuichi», so der Revenant-Regisseur Alejandro González Iñárritu.

Pazifist und Musiker – bis zum Schluss

Sakamoto war überzeugt, dass Völker über den Austausch ihrer Musik zu einem besseren Verständnis finden können. Mit seinem Interesse an Umwelt- und Friedensfragen engagierte er sich auch in der Anti-Atomkraft-Bewegung. So rief er nach der Atomkatastrophe in Fukushima 2011 in Folge eines Erdbebens und Tsunamis sein Land zum Atomausstieg auf. Vergeblich.

Mann mit runder Brile und grauem Shirt hält Mikro, dahinter Reporter
Legende: Engagierter Atomgegner: Ryuichi Sakamoto 2012 während eines Auftritts an einer Anti-Atomkraft-Demo in Tokio. IMAGO / Kyodo News

2014 wurde bei Sakamoto Rachenkrebs diagnostiziert. Nachdem der Krebs zwischenzeitlich zunächst besiegt geschienen hatte, stellten seine Ärzte 2021 bei ihm Enddarmkrebs fest. Nun ist Ryuichi Sakamoto diesem Krebsleiden mit 71 Jahren erlegen.

Zu seinem 71. Geburtstag erschien sein experimentelles Solo-Album «12». Es entstand im März 2021 während seiner Krebsbehandlung.

Dem japanischen Literaturmagazin «Shincho» sagte er einmal: «Da ich es im Leben so weit gebracht habe, hoffe ich, dass ich bis zu meinem letzten Moment Musik machen kann, wie Bach und Debussy, die ich verehre.»

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Nachrichten, 03.04.2023, 08:00 Uhr.;

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