Der Dokumentarfilm «Sinfonische Jugend» porträtiert Jugendliche aus den verschiedenen Landesteilen, die im Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchester (SJSO) spielen, darunter auch Léane Plain. Die Oboisten kommt ursprünglich aus Gibswil im Zürcher Oberland. Seit einem Jahr spielt sie Oboe im SJSO und studiert parallel an der ZHdK.
Im Interview mit SRF erzählt sie, wie sie einen der begehrten Plätze ergattert hat, welche Hoffnungen mit der Teilnahme verbunden sind und was sie für ihren Traum auf sich nimmt.
SRF: Wie bist Du zum Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchester gekommen?
Léane Plain: Meine Eltern haben als Jugendliche auch im SJSO gespielt. Meine Mutter als Flötistin und mein Vater Oboe. Sie haben sich dort kennengelernt. Ich kannte das Orchester schon als Kind und dort zu spielen war immer mein Traum. Auch weil es das beste Jugend-Orchester der Schweiz ist.
Mein Lehrer hat mit Ende 20 seine Stelle als 1. Oboe im Tonhalle Orchester angetreten und ist dortgeblieben. In zwei Jahren wird er pensioniert.
Das SJSO gilt als Sprungbrett für den Einstieg in ein professionelles Orchester. Ist es schwierig reinzukommen?
Es gibt zweimal im Jahr Aufnahmeprüfungen. Ich habe mich insgesamt dreimal beworben. Beim ersten Mal eher um zu schauen, wie so eine Prüfung überhaupt abläuft. Beim zweiten Mal war es sehr knapp, da bin ich haarscharf rausgeflogen. Beim dritten Mal wusste ich, wie es läuft und war super vorbereitet.
Möchtest Du später Berufsmusikerin werden?
Ja, auf jeden Fall. Musik liegt bei uns in der Familie. Meine Mutter spielt im Orchester Camerata Cantabile. Mein Vater ist Kantor und leitet Chöre. Meine grosse Schwester studiert klassisches Schlagzeug, meine kleine Schwester Harfe. Mein Bruder macht eine Lehre als Mediamatiker, aber auch er spielt Posaune. Eine Stelle als 1. Oboe im Zürcher Tonhallen Orchester oder bei den Berliner Philharmoniker wäre natürlich fantastisch. Ich könnte mir auch vorstellen in den asiatischen Raum zu gehen, aber langfristig hätte ich schon gerne eine Stelle im deutschsprachigen Raum.
Man sagt Orchesterstellen sind Lebensstellen. Wie realistisch ist das?
Es gibt nur wenig Wechsel, die Konkurrenz ist gnadenlos. Mein Lehrer hat mit Ende 20 seine Stelle als 1. Oboe im Tonhalle Orchester angetreten und ist dortgeblieben. In zwei Jahren wird er pensioniert.
Bei Blasinstrumenten gibt es ein Limit, irgendwann machen die Gesichtsmuskeln nicht mehr mit.
Alle 40 Jahre gibt es eine Stelle als 1. Oboe? Jetzt weisst Du, dass seine Stelle frei wird…
Genau (lacht). Das wird ein hart umkämpftes Probespiel. Da gibt es dann 100 Bewerbungen und 20-30 werden eingeladen…
Wie viele Stunden am Tag übst Du?
Normalerweise übe ich circa vier bis fünf Stunden. Wenn Konzerte anstehen auch mal sechs Stunden. Bei den Blasinstrumenten gibt es aber ein Limit, irgendwann machen die Gesichtsmuskeln nicht mehr mit. Geige oder Schlaginstrumente kann man viel länger üben.
Hast Du noch Zeit für Hobbies?
Nicht viel. Ich unterrichte auch noch einmal in der Woche Oboe an der Musikschule Uster. Aber Ich gehe jeden Donnerstag zum Eiskunstlaufen nach Wetzikon. Ich habe erst vor drei Jahren damit angefangen. Das ist mein Abend für mich, da kann ich vollkommen abschalten.
Wie geht es weiter im SJSO?
Im SJSO kann ich spielen, bis ich 25 Jahre alt bin. Gerade sind wir auf Frühlingstournee: Zürich, Basel, Bern, Lugano. Ich mag dieses Orchester sehr. Es sind alle nett, aber man muss sich gerade am Anfang schon behaupten. Heute habe ich meinen Platz gefunden. Es gibt grossartige Freundschaften. Wir reden dieselbe Sprache. Wir sind eben alle Musiker.