Musizieren kann süchtig machen. Musikhören aber auch. Wenn wir nämlich den Musikerinnen und Musikern so nahekommen, dass wir jede ihrer Körperfasern zu spüren meinen, mit denen sie ihre inneren Visionen in Klang umsetzen. Und wer käme dem näher als unsere Mikrophone?
Um Musikhören zur Sucht werden zu lassen, braucht es entsprechende Interpretinnen und -Interpreten. Persönlichkeiten, die ihre musikalische Kraft im Konzertmoment förmlich explodieren lassen können, wie etwa die Geigerin Patricia Kopatchinskaja.
Ungewohntes hörbar machten
Die Wahl-Bernerin ist «artiste étoile» am Lucerne Festival und in unserem Sommer-Programm gleich zweimal vertreten. Sie ist eine Musikerin, die auf der Suche nach dem intensiven Erleben musikalische Oberflächen aufkratzt, tiefer blickt und neue, ungewohnte Zusammenhänge hörbar macht.
So geht Patricia Kopatchinskaja zum Beispiel bei Mozart vor. Sie ist aber auch als geborene Musik-Kommunikatorin eine ausgezeichnete Vermittlerin von neuer Musik. Bei uns wird sie als Solistin in den modernen Violinkonzerten von György Ligeti und Heinz Holliger zu hören sein.
Ein Konzert wie ein phantastisches Mosaik
Holliger, der sein Konzert als eine Hommage an den genialen Waadtländer Maler Louis Soutter versteht und es entlang dessen Leben und Wirken komponiert hat.
Und Ligeti, dessen Konzert für Kopatchinskaja wie ein phantastisches Mosaik ist: «Es besteht aus unzähligen kleinen Teilchen. Wenn man die alle richtig zusammensetzt, dann wird es zu einem Ufo, beginnt plötzlich zu fliegen – ein wahnsinniges Gefühl!»
Teodor Currentzis und der grosse Bogen
Dem intensiven Gefühlserleben steht Kopatchinskajas Musikerfreund Teodor Currentzis in nichts nach. Auch der griechische Dirigent ist jemand, der mit seinen ungewöhnlichen, oft radikalen Interpretationen für Aufsehen sorgt. Und so für den besonderen Konzertmoment steht.
Unsere Tessiner Kollegen von RSI Radiotelevisione Svizerra werden vor Ort sein, wenn er in Locarno zusammen mit seinem Ensemble MusicAeterna auftritt. Auf dem Programm steht Mozarts Requiem.
Spannung verspricht auch die vorangehende Konzerthälfte. Spannt Currentzis doch dort den Bogen von der Renaissance bis ins 20. Jahrhundert, von der 40-stimmigen (!) Motette «Spem in alium» des englischen Komponisten Thomas Tallis bis zu Alfred Schnittkes Konzert für Chor. Es sind dies Musikprogramme, bei denen auch die Herzen von uns Musikredaktoren höher zu schlagen beginnen.
Einladung nach Bayreuth
Nicht in allen unseren «Weltklasse»-Konzerten wird die musikalische Welt neu erfunden. Das ist auch gar nicht notwendig. Konzerte oder Konzertorte dürfen uns auch einfach mit ihrem Zauber berühren wie etwa in Genf, wo wir in den lauschigen Innenhof des Hôtel de Ville mitgenommen werden.
Und natürlich gibt es bei uns auch die Konzertmomente, die mit einer gehörigen Portion «Glamour» garniert sind. Etwa der Auftritt von Anna Netrebko in Salzburg, die uns als Aida ins Zentrum der italienischen Oper entführt.
Eine musikalische Reise, live übertragen
Wir möchten Sie zudem wieder mit nach Bayreuth einladen, wo dieses Jahr der Schweizer Dirigent Philippe Jordan die Neuinszenierung von Wagners «Meistersinger» leiten wird.
Und wir nehmen Sie auch mit an den Eröffnungsabend des Lucerne Festivals, den wir live übertragen. Es steht dieses Jahr für einmal nicht Musik von Bruckner oder Mahler an, sondern ein Richard Strauss-Programm. Riccardo Chailly, der neue Chef des Luzerner Festivalorchesters, prägt den Abend mit seiner eigenen Handschrift.
Der Sommer kann kommen
Aber wir möchten Sie auch einladen, sich der Intensität von Konzertmomenten auszusetzen, von denen wir im Moment selber noch nicht genau abschätzen können, wohin sie uns führen werden.
Sei es, weil wir selber gespannt sind auf die Musikerinnen und Musiker wie am Festival in Davos, wo die jungen Nachwuchskräfte, also die nächste «Weltklasse»-Generation, ihren Einstand geben. Oder weil es Musikbegegnungen auf unbekanntem Terrain sind wie am Festival Alpentöne, wo die Schweizer Performerin Erika Stucky eine «Metzgete» mit Barockmusikern veranstaltet.
Die Sendewagen stehen bereit, die Kabelrollen und die Mikrophone sind eingepackt. Der Festivalsommer 2017 auf Radio SRF 2 Kultur kann kommen.