Gleich der erste Brunetti-Krimi von Donna Leon spielt im Opernhaus von Venedig. Der Dirigent der Traviata kommt dort zu Tode. Hätte er statt Verdi Händel dirigiert und geliebt – so wie die Autorin selbst – wer weiss: dann hätte er vielleicht überlebt.
Sie sei süchtig nach Händel
Für Händel tue sie alles, sagt Donna Leon. Sie reist den Opern-Inszenierungen auf der ganzen Welt nach und richtet ihre Agenda danach. Sie sei ein «Händel-Lunatic», süchtig.
In die Rolle der Mäzenin ist sie über eine Freundschaft hineingewachsen. «Ich traf Alan Curtis, den Dirigenten und Leiter des Ensembles ‹Il Complesso Barocco›. Er war gerade mit unbekannten Händel-Opern beschäftigt, führte sie auf. Ich schlug ihm vor, sie auch gleich aufzunehmen. Ich würde ihn dabei finanziell unterstützen. Das war kein Handel, das war eine Abmachung. So fing das an.»
Das Agreement mit Alan Curtis brachte viele bemerkenswerte Händel-Aufnahmen hervor. Doch 2010 starb Alan Curtis. Und es wäre unmöglich gewesen, sein Orchester einfach weiterzuführen, zu «übernehmen». Ohne ihn konnte sie da nicht weitermachen, sagt Donna Leon.
Donna Leon – die Mäzenin
Als gemeinsame Musiker-Freunde beschlossen, ein neues Orchester zu gründen, schlug die Geburtsstunde von «Il Pomo d'Oro». «Seither geht meine finanzielle Unterstützung an dieses Orchester – allerdings haben wir klar geregelt: ich unterstütze nur Aufnahmen. Was Konzerte und Projekte betrifft, gibt es auch in der Barockszene einen Wettbewerb. Der soll fair bleiben und für alle gleich.»
Donna Leon trägt mehr als nur finanzielle Hilfe bei. Die prominente Autorin verfasst gelegentlich Texte fürs Programmheft oder das CD-Booklet und ihr Name ist auch ein Publikumsmagnet. So kommt es, dass sie ab und zu auf der Bühne sitzt und zum Beispiel zwischen den Arien eigene Texte über Händels Opern-Biester vorliest.
Sie sei keine «Gönnerin», das sei herablassend
«Und manchmal mache ich Vorschläge, was wir auch noch aufnehmen könnten oder mit wem.» Sie habe kein Stimmrecht, berate oder gebe Impulse und Ideen. «Ich bin ja keine Musikerin, ich lese nicht einmal Noten, aber ich bin ein Stimmen-Freak und kenne mich ganz gut aus, so dass ich eben auch mal einen Namen vorschlage. Das ist alles. Ich kenne meinen Platz.»
Im Englischen gibt es ein Wort für diese Unterstützer: «Patron». Das Wort gefällt ihr gar nicht. Sie schlägt stattdessen lachend «Help» vor, was eher eine Haushaltshilfe umschreibt. Ein «Patron» sei eben auch ein Gönner, und da drin stecke etwas überheblich Herablassendes.
Gute Taten machen glücklich
In den letzten Jahren ist die Liste der Mäzeninnen gewachsen. Stimmt dieser Eindruck? «Ja», sagt Donna Leon, und: «Frauen fördern anders. Sie fördern und erwarten auch nicht als Gegenwert, dass man den Konzertsaal nach ihnen benennt.»
Gute Taten machen glücklich. Auch Donna Leon? «Ja, ich bin stolz, dass es diese Händel-Einspielungen gibt, dass ich es möglich gemacht habe, dass mehr Leute Händels Musik hören können. Ich bin halb so stolz, dass ich Bücher geschrieben habe. »