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«Licht» von Stockhausen Das Opernereignis des Jahres

Der Zyklus «Licht» von Karlheinz Stockhausen ist das umfangreichste Werk der Opern-Geschichte. Nun wurde der bis dato grösste Auszug daraus in Amsterdam gespielt.

Ein allumfassendes Menschheitstheater und gleichzeitig ein Gesamtkunstwerk, welches alle Kunstformen und alle Sinne mit einbezieht – das war Stockhausens Ziel.

Mit «Licht – Die sieben Tage der Woche» schuf er ein Werk, das die grossen, zeitlosen Themen verhandelt, welche die Menschheit umtreiben: Geburt und Tod, Liebe und Leidenschaft, Verführung und Vereinigung, Streit und Zusammenarbeit, Schattenhaftes und Lichtes.

Bühnenbild mit nicht erkennbaren Lichtinstallationen.
Legende: «Der Freitags-Gruss»: 29 Stunden Musikmaterial standen der Niederländischen Nationaloper zur Verfügung, woraus eine 15-stündige Aufführung entstand. Ruth & Martin Walz/Dutch National Opera

So vielfältig die Themen, so bunt und unterschiedlich sind denn auch die Opern und die einzelnen Szenen, die Stockhausen dafür komponiert hat. Das reicht von anrührenden Duetten über imposante Orchesterszenen, von Mädchen- und Engelschören bis zu Kampfszenen und dem berühmten Helikopter-Streichquartett.

Ebenso divers ist auch die Musik. «Licht» enthält viel elektronische Musik, es ist aber auch viel Kammermusikalisches dabei, Orchestrales, Serielles, Mikrotonales, Geräuschhaftes sowie Naturklänge – ein Universalitätsanspruch auch im Klanglichen.

Drei Tonfolgen als Basis

Die Basis des überbordenden Opernzyklus bilden drei Tonfolgen, quasi drei Leitmotive der drei Hauptpersonen Eva, Luzifer und Michael. Kaum zu glauben: Aus diesen wenigen Tönen leitete Stockhausen alle sieben Opern ab. Und zwar nicht nur die Musik, sondern auch die Farbgebung, die Gestik, die Choreographie und weitere Parameter der Aufführung.

«Licht» – fast 30 Stunden Musik

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Rund 25 Jahre arbeitete Karlheinz Stockhausen an seinem umfangreichsten Werk, dem siebenteiligen Opernzyklus «Licht – Die sieben Tage der Woche».

Für jeden Wochentag komponierte er eine abendfüllende Oper, insgesamt fast 30 Stunden Musik. Stockhausen begann im Jahr 1977 mit «Donnerstag», um schliesslich 2003 mit «Sonntag» sein Opus summum zu vollenden.

Drei Hauptfiguren, bzw. drei Hauptkräfte prägen den gesamten Zyklus: Michael steht für das Gute, Eva als Urmutter bzw. die Natur und Luzifer steht für das Böse.

Alle Opern basieren auf drei Tonfolgen der drei Hauptfiguren. Diese Tonfolgen bilden zusammen die «Superformel» für «Licht».

Die Anweisungen sind sehr detailliert, die Regie-Ideen Stockhausens teils fantastisch: So schwebte ihm etwa in der Szene «Orchester-Finalisten» aus «Mittwoch» vor, dass die Musizierenden frei im Raum herumfliegen. Eine Idee, die eigentlich nur filmisch und mit «Special Effects» zu realisieren wäre.

Ein Frau im schwarzen Kostüm spielt Querflöte.
Legende: Starke Bilder: Die Szene zeigt Marta Gomez Alonso mit Kathinkas Gesang als Luzifers Requiem. Ruth & Martin Walz/Dutch National Opera

Eines der grossen Vorbilder von Stockhausen war auch der Trickfilmzeichner und Filmproduzent Walt Disney. Wie Disney das Publikum in Traumwelten entführte und seine neuartigen Visionen furchtlos umsetzte, das inspirierte den Komponisten.

Mit Disney teilt er auch eine gesunde Portion Humor. Dies gerät in der Rezeption seiner Werke oft in den Hintergrund. Viele empfinden Stockhausen und seine Musik als sehr ernst und mystisch, dabei zeigt er sich immer wieder von seiner scherzhaften Seite – mit subtilem, ulkigem und kindlichem Humor.

Mehrere Frauen und Kinder stehen auf der Bühne.
Legende: Evas Alter-Egos «Busi», «Busa» und «Muschi» sind Ausgeburten von Stockhausens teils kindlichem Humor. Ruth & Martin Walz/Dutch National Opera

Alle sieben Opern wurden einzeln bereits aufgeführt, «Licht» als vollständiger Zyklus hingegen nicht. Zu gross erschien der Aufwand. Nun aber hat das innovative Holland Festival in Amsterdam gemeinsam mit der Niederländischen Oper und dem Königlichen Konservatorium Den Haag diese Herkulesaufgabe angepackt und sich mutig zumindest mal die Hälfte des Zyklus’ vorgenommen.

Auf höchstem Niveau

An drei Tagen waren ausgewählte Szenen aus «Licht» im Amsterdamer Gashouder zu erleben. Ein Best-of-«Licht» quasi, ein Mega-Projekt: Von den ersten Meetings bis zur Premiere vergingen vier Jahre, etwa 600 Mitarbeitende waren insgesamt involviert und auf der Bühne standen rund 400 Darstellerinnen und Darsteller

Das Experiment ist geglückt, die Aufführungen waren technisch wie interpretatorisch auf höchstem Niveau, und die Produktion wurde vom Publikum enthusiastisch gefeiert.

Eine solide Basis für eine Gesamtaufführung von «Licht» ist somit gelegt, auch wenn die Erarbeitung der restlichen Szenen wohl einige weitere Jahre in Anspruch nehmen würde.

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