«Als ich das erste Mal in den USA war, wollte ich als Musiker erfahren, wie die drüben jene Musik machen, die mich so geprägt hatte. Ich belegte Gitarren-Kurse und merkte schnell, dass sich bei mir andere Klänge einschlichen.»
Ein Schlüsselmoment im Leben von Max Lässer, der Ende der 1960er-Jahre eine Laufbahn als elektrischer Gitarrist eingeschlagen hatte und all die angesagten Interpreten und Stilrichtungen verfolgte – vom Rock von «Cream» bis hin zum Blues. In jenem Moment spürte er, dass sein musikalischer Weg anders verlaufen würde.
Aufsehenerregende Appenzeller Tänze
Bei einem weiteren Aufenthalt in den USA lernte er Appenzeller und Bündner Tänze auf der akustischen Gitarre zu spielen. Eine Auswahl davon nahm er für eine Schallplatte auf. So unaufdringlich dieses Album mit dem Titel «Alte Schweizer Tänze» daherkam, so aufsehenerregend war es.
Man hatte in der Schweiz lange keine heimische Folklore gehört, die so selbstverständlich und cool war wie diese. Die nichts mit Trachtenvereinen und steifer Traditionsbewahrung zu tun hatte.
Über Umwege zum Ziel
In den folgenden Jahren hatte Lässer Engagements bei Andreas Vollenweider, Stephan Eicher oder beim österreichischen Alpenrocker Hubert von Goisern.
Er arbeitete mit Blues Max an musikalischen Erzählungen über die Schweiz und ging nach Südafrika, um mit lokalen Musikerinnen und Musikern zu spielen. Max Lässer war an vielen sehr unterschiedlichen Projekten beteiligt.
Suche nach dem Schweizer Sound
Im Nachhinein könnte man behaupten, das seien Umwege zum Ziel gewesen. Notwendig, aber nicht zentral.
Der Kern seines Schaffens scheint immer schon die Suche nach einem Schweizer Sound gewesen zu sein. «Ich sass damals in den USA und nahm die Platte mit den Tänzen auf, mit Klängen, die mich an die Heimat erinnern», erzählt Max Lässer beim Besuch in seinem Badener Atelier. Er hatte einen eigenen Stil gefunden, den er in verschiedenen eigenen Formationen weiter pflegte.
Bei «Ark» und «Little Ark» etwa. Später dann beim «Ueberland-Orchester» aber auch im «Ueberland Duo+», zusammen mit dem Schwyzerörgeler Markus Flückiger, seinem kongenialen Partner.
Klang- und Alpenlandschaften
In jeder dieser Formationen war eine alpenländische Klangschaft mit traditionellen Stücken zu hören. Vor allem aber stachen seine selbst komponierten, mehrheitlich instrumentalen Tracks heraus. Sie haben starke filmische Komponenten.
Da sitzt er nun in seinem Atelier, umgeben von seinen Gitarren. Vor dem Fenster die fliessende Limmat. Er hat ein schelmisches Zwinkern in den Augen und erzählt, er wolle endlich mal wieder elektrische Gitarre spielen. Das habe er nun jahrzehntelang vernachlässigt.
Er erzählt auch von seinem neuen Instrument: Lässer, der als Gitarrist bekannt wurde, hat sich während des Corona-Lockdowns die Grundzüge des Schwyzerörgeli-Spiels angeeignet. Der heute 70-Jährige ist ein Getriebener, der sich ein neues Instrument vorgenommen, und damit noch einen Schritt näher zu den eigenen Wurzeln gefunden hat.