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Musik Mehr als nur ein Jazzmusiker: Miles Davis

Während über vier Jahrzehnte war der Trompeter Miles Davis an der Spitze der Jazzentwicklung. Sein Einfluss ging aber weit darüber hinaus: Der «Prince of Darkness» setzte Massstäbe – musikalisch, aber auch für den afroamerikanischen Way of Life.

Einen Jazzmusiker misst man daran, was er im Laufe seines Lebens in Bewegung setzen kann. Denn Jazz ist Musik, die zwar akademisch gelernt werden kann, deren wirkliche Universitäten aber die Bands sind: Dort lernt ein junger Musiker den musikalischen Ernst des Lebens, dort entwickelt er das Potenzial, selber als Bandleader erfolgreich zu werden.

Die Zahl der Musiker, die aus den verschiedenen Miles Davis Quintetten hervorgingen ist enorm. Viele von ihnen sind längst selber Monumente: Herbie Hancock, Keith Jarrett, Wayne Shorter, Chick Corea, John Scofield und viele mehr.

Das Geheimnis seiner Musik

Woran liegt das? Das Geheimnis von Miles Davis war, dass er einerseits die Kreativität seiner Leute für seine eigene Kunst nutzbar machen konnte und dass diese andererseits in seiner Umgebung oft über sich hinaus wuchsen. So war ein «Miles Davis Quintett» immer weit mehr als die Summe von fünf Einzelmusikern. In den besten Momenten, die gar nicht so selten waren, produzierte diese Band auf der Bühne oder im Studio pure Magie.

Der Vorwurf gewisser Kritiker, Davis habe seine Musiker künstlerisch ausgebeutet, indem er Kompositionen von ihnen als eigene ausgegeben und sie zu eigenem Ruhm und Glanz verwendet habe, zielt deshalb ins Leere. Viele seiner ehemaligen «Sidemen» erreichten das künstlerische Niveau von Miles' Bans ausserhalb nie mehr.

Nicht virtuos, aber innovativ

Dabei war Miles Davis als Instrumentalist zwar mehr als nur respektabel, zur wirklichen Spitzenklasse reichte es aber nie: Die mühelose Leichtigkeit eines Dizzy Gillespie ging ihm ab, Booker Little war zweifellos das stärkere Talent, technisch konnte Miles Freddie Hubbard nie das Wasser reichen, die Fülle und Schönheit des Klanges eines Clifford Brown hatte er nicht.

Überhaupt: Wenige seiner Kollegen spielten so viele offensichtliche Patzer wie er. Was Miles Davis allerdings von allem Anfang auszeichnete – und das sind die wirklichen Qualitäten eines Jazzmusikers – war ein völlig eigener Sound und eine Spielkonzeption, die stark genug war, alle Wandlungen seiner Musik zu tragen.

Welcher Miles Davis ist der Beste?

Bei keinem anderen Musiker gibt es derartige musikalische Entwicklungsschübe. Diese waren derart stark, dass die Frage an einen Fan nie heissen kann: «Gefällt dir Miles Davis?», sondern lauten muss: «Welcher Miles Davis ist dir der Liebste?». Denn in seiner Laufbahn gibt es mindestens fünf Perioden, von denen jede einzelne für eine grosse Karriere gereicht hätte:

Das erste Quintett spielte in den Fünfzigerjahren in einer Marathonsession vier LPs ein, die den Hardbop definierten: «Workin'», «Cookin'», «Steamin'» und «Relaxin'». Kurz darauf entstand der Überklassiker aller Jazzplatten: «Kind of Blue».

Parallel dazu realisierte Miles Davis zusammen mit dem Arrangeur Gil Evans Big Band Alben, die das Genre nachhaltig veränderten: «Miles Ahead», «Porgy and Bess» und «Sketches of Spain».

Das sogenannte zweite Quintett produzierte in den Jahren 1965 bis 1968 Meilensteine wie «E.S.P.» und «Nefertiti». Für viele Hörer war das die beste Jazzband aller Zeiten.

1969 erfand Miles Davis mit dem Album «Bitches Brew» den Electric Jazz.

In der letzten Phase seines Schaffens schuf Miles David in den Achtzigerjahren Popsounds, die das Gesicht der Schwarzen Musik bis heute prägen.

Die Stilikone Miles

Zudem schuf er beinahe nebenbei mit seiner Musik zum Film «L'ascenseur pour l'échafaud» eine neue Art des Soundtracks, war als Maler ziemlich erfolgreich und wurde zur Stilikone, was seinen Habitus anbelangte. Er gab damit jungen Schwarzen mit seinem selbstbewussten Auftreten Mut, den eigenen Weg zu gehen.

Viele Gründe, immer mal wieder an Miles Davis' Schaffen zu erinnern und seine Musik zu hören!

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