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Musik Mit Musik gegen das Pfeifen im Ohr

Piepsen, Pfeifen, Rumpeln: Menschen mit einem Tinnitus hören solche Geräusche ohne akustischen Anlass. Das kann störend oder sogar schmerzhaft sein. Linderung verspricht eine Therapie, bei der Patienten nichts anderes tun müssen als ihre Lieblingsmusik zu hören.

Das junge Unternehmen Tinnitracks aus Hamburg bietet eine Therapie an, bei der Patienten ihren Tinnitus lindern können, indem sie Musik hören. Das Prinzip erklärt Mitgründer Jörg Land folgendermassen: «Beim Tinnitus sind die Nervenzellen in einem bestimmten Beriech des Gehirns überaktiv. Wir bieten dem Hirn nun ein Kontrastprogramm an».

Bei Tinnitus-Patienten reagiert das Hirn auf bestimmte Klangfrequenzen übermässig gereizt. Tinnitracks filtert diese Frequenzen nun aus einem Musikstück heraus. Dadurch können sich die überaktiven Nervenzellen beruhigen.

Kontrastprogramm für die Ohren

Audio
So klingt Tinnitracks: Hörbeispiel
aus Kultur kompakt vom 07.10.2014.
abspielen. Laufzeit 29 Sekunden.

Zudem werden mit Tinnitracks die danebenliegenden Frequenzen verstärkt. Dadurch werden die Nachbarzellen der überreizten Zellen wachgerüttelt. Denn die Hirnforschung zeigt, dass die aufgeweckten Nervenzellen sich beruhigend auf den Tinnitus auswirken können. Das Programm Tinnitracks basiert auf den Erkenntnissen aus einer Studie der Universität Münster.

Auf der Website können Patienten ihre eigene Musiksammlung hochladen und die persönliche Tinnitus-Frequenz angeben. «Wir filtern dann zuerst die Musik in dem Bereich, in dem der Tinnitus liegt. Dann prüfen wir, ob das Lied dazu geeignet ist, die benachbarten Nervenzellen zu stimulieren», sagt Land.

Nicht jede Musik ist geeignet

Es geht also darum, die eigene Lieblingsmusik auf ihre Therapietauglichkeit zu prüfen. Die frequenzgefilterten Stücke können dann auf einen MP3-Player heruntergeladen werden. Für die Therapie sollte dann über mindestens sechs Monate hinweg täglich eine bis zwei Stunden lang Musik gehört werden. Für ein Jahr kostet das Programm gut 500 Euro.

Die Wirksamkeit von Tinnitracks wurde in medizinischen Studien bestätigt. In erster Linie gehe es nicht darum, den Tinnitus zu heilen, sagt Jörg Land. «Das Hauptziel der Therapie ist es, einen sogenannt dekompensierten, also störenden Tinnitus in einen kompensierten, nicht störenden Tinnitus umzuwandeln. Wenn dabei eine Heilung entsteht, umso besser.»

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 7.10.2014, 17.06 Uhr.

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