Anfang der 1960er-Jahre sangen die Beach Boys vom Surfen, von Autos und von hübschen Mädchen. Sie hatten grossen Erfolg und tourten durch die Welt. Doch für den Sänger, Bassisten und Keyboarder Brian Wilson, der nun – wie am Mittwoch bekannt wurde – gestorben ist, war das Leben auf Tour zu anstrengend.
1964 erlitt er einen Nervenzusammenbruch. Die Beach Boys tourten fortan ohne Brian Wilson. Er blieb zu Hause und begann mit der Arbeit an seinem Meisterwerk – dem Album «Pet Sounds». Heute zählt es zu den besten (Rock-)Alben aller Zeiten. Der Rolling Stone platziert es sogar auf Platz 2 der «500 Greatest Albums of All Time».
Ein Album mit Tiefgang
«Pet Sounds» sollte nicht einfach ein weiteres Feel-Good-Album sein. Der damals erst 23-jährige Brian Wilson wollte ein Album, das introspektiv war und zeigte, wie er zum Leben stand.
Aber nicht nur inhaltlich, sondern auch musikalisch sollte «Pet Sounds» Reife beweisen. Brian Wilson war entschlossen, mit «Pet Sounds» das künstlerisch liebevollste Album aller Zeiten zu kreieren. Vor allem das Stück «God Only Knows» ist ein Höhepunkt des Albums.
Brian Wilsons sportliche Ader hatte möglicherweise einen Einfluss auf seine Kreativität. Mitte der 1960er-Jahre focht er einen inneren Wettkampf mit den Beatles aus. Die «Fab Four» hatten gerade das Album «Rubber Soul» veröffentlicht, das Brian Wilson für seine musikalische und klangliche Reichhaltigkeit bewunderte – und zu überbieten versuchte. Das Ergebnis war «Pet Sounds», das er 1966 mit den fünf Jahre zuvor gegründeten Beach Boys veröffentlichte.
Eine Monsterproduktion
Bereits als Brian Wilson am Klavier sass und die Songs zu «Pet Sounds» komponierte, fügten sich in seinem Kopf die gesamten Arrangements und Instrumentierungen zusammen. Er hörte alles voraus und war so in der Lage, dem grossen Studio-Ensemble haargenaue Instruktionen zu geben.
Für die Produktion von «Pet Sounds» wurde kein Aufwand gescheut. Brian Wilson wollte eine üppige Instrumentierung, die über den Klang einer üblichen Rockband hinausging. Er fügte Waldhörner, Theremine, Piccolos, klappernde Löffel, Cola-Dosen, Plastikflaschen, Fahrradklingeln oder Hupen hinzu, um den Sound zu erweitern. Auch Aufnahmen von vorbeifahrenden Zügen, bellenden Hunden und Kirchenorgeln fanden ihren Weg auf das Album.
«Pet Sounds» als Inspiration
«Pet Sounds» stellte aufgrund seines künstlerischen Anspruchs und seines klanglichen Reichtums alle bisherigen Rockalben in den Schatten – selbst jene der Beatles. Es soll das Lieblingsalbum von Paul McCartney gewesen sein und die Beatles sogar massgeblich zu ihrem Album «Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band» inspiriert haben.
«Pet Sounds» – Das Album in ganzer Länge
Brian Wilson gehörte unumstritten zu den erfolgreichsten und einflussreichsten Songschreibern des 20. Jahrhunderts. Seine Fähigkeit, emotionale Tiefe und technische Brillanz zu verbinden, hat viele Künstler beeinflusst.
Bis heute setzen sich viele Musikerinnen und Musiker mit dem Album «Pet Sounds» auseinander. Sei dies, um das eigene Produktionshandwerk zu erlernen oder zu verbessern. Oder um aus den originalen Samples etwas Neues zu kreieren.