Andreas Ottensamer ist der jüngste Spross einer Wiener Klarinettendynastie: auch der Vater und der ältere Bruder spielen das Instrument. Das Klarinettenspiel wurde ihm also in die Wiege gelegt.
Und dennoch hat es erst einen Umweg über das Klavier und das Cello gebraucht, bis Ottensamer die Liebe zu diesem Instrument entdeckt hat. Er hat sich erst einmal ausprobiert – auch in sportlicher Hinsicht. «Es gab nie nur das Gesprächsthema Musik am Tisch. Auch heute noch nicht.» Und so traf er die Wahl, die Klarinette zum Beruf zu machen, eher spät.
Randinstrument mit reichem Repertoire
An ihr liebt Ottensamer vor allem die Vielseitigkeit. «Im ersten Moment wäre es eher so ein Randinstrument, das ein bisschen nerdy daherkommt.» Aber es gibt nicht nur in der klassischen Musik ein wunderbares Repertoire, auch im Jazz, Klezmer und Gypsy ist die Klarinette beliebt.
Und dann ist da natürlich noch ihr ganz spezieller Klang. «Wir in Wien bevorzugen etwas eigentümliche Klänge, die stark in der Tradition verhaftet sind. Und deshalb klingt die Klarinette in Wien etwas runder und dunkler als im Rest der Welt.» Dieser Klang ist Ottensamer sehr vertraut. Er kennt ihn von zu Hause von seinem Vater.
Gruss aus der Küche
Aber auch die ungarischen Wurzeln seiner Mutter sind Ottensamer nicht fremd, das Österreichisch-Ungarische ist für ihn eine spannende Mischung. Einerseits ist da eine starke Musiktradition in Österreich, die geprägt von den Traditionen vieler Völker ist. Andererseits ist die Volksmusik in Ungarn unglaublich wichtig und vielfältig.
«Die ungarische Volksmusik ist nicht so lahm wie vielleicht manchmal die unsrige, sondern die fetzt richtig. Das ist wirklich coole Musik, die auch Spass macht zu spielen. Da muss dann auch nicht jeder Ton immer perfekt zusammen sein, das ist eher so eine losgelöste Partystimmung auf musikalischer Ebene.»
Andreas Ottensamer spielt ungarischer Volksmusik und macht so aus einem klassischen Konzert eine fetzige Party. Dabei hat er viele Bilder im Kopf – wie etwa die ungarische Küche seiner Mutter. Für ihn löst diese Musik aber auch ein grosses Zugehörigkeitsgefühl und Melancholie aus. «Das ohne Emotionen zu spielen geht nicht – das ist unmöglich!»