«Eine Jazzband fliegt explosionsartig auseinander, wenn der Bass aussetzt!», erklärt der Protagonist in Patrick Süskinds «Kontrabass».
Das ist vielleicht etwas übertrieben, aber ein guter Bassist kann diskret aus dem Hintergrund eine Band lenken, ohne dass es das Publikum mitbekommt – und manchmal nicht mal die Musiker. Er gibt mit dem Schlagzeuger zusammen das Tempo an, und die Wahl seiner Töne sagt, wohin die harmonische Reise hingeht. Der Bassist ist das Fundament, auf das die ganze Musik aufbaut. Bänz Oester ist so ein Fundament.
Ein Mann, der einen wunderbar fetten Ton anschlägt
Als vor etwa 30 Jahren ein junger Berner mit Wuschelfrisur und einem breiten Lachen im Gesicht auf der Schweizer Jazzszene auftauchte, wurden die anderen Musiker schnell hellhörig. Denn da war einer mit einem wunderbar fetten und grossen Ton am Kontrabass, mit offenen Ohren und einem sicheren Gefühl für das, was die Band und der Solist vorne an der Rampe gerade braucht. Bänz Oester hiess der junge Mann.
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Zum ersten Mal hatte man ihn in einem Trio mit dem merkwürdigen Namen «Aventure Dupont» hören können. Die drei Jungs der Band spielten singend und mit Gitarre, Bass und allerlei Perkussionsinstrumenten eine ganz eigene Musik – immer ein wenig schräg und unerwartet, trotzdem mit vertrauten Klängen.
Zappen mal anders
«Aventure Dupont» war ein Geheimtipp. Eine nächste Produktion anfangs der 1990er-Jahre allerdings erregte schon mehr Aufsehen. «ZAP» hiess sie. Und das war wörtlich zu nehmen.
Hier wurde von einem Fernsehsender zum nächsten gezappt, und überall wurden die Melodien von bekannten Sendungen abgekupfert, um darüber zu improvisieren – vom «Tatort» bis «Tellstar», von den «Flintstones» bis «Twin Peaks». Am Bass der Band war Bänz Oester.
Immer solide, immer gescheit
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Seither kommt man im Schweizer Jazz am Namen Bänz Oester nicht mehr vorbei, wenn ein Bassist gesucht wird, der für jede denkbare Musik den adäquaten Boden legt. Immer solide, immer gescheit, immer der Musik dienend: Bänz ist der Mann. Die musikalischen Qualitäten Bänz Oesters sind das eine, die menschlichen die anderen.
Denn zusammen Musik machen, stundenlang im Proberaum tüfteln, um schliesslich gemeinsam auf Tournee gehen, das geht nur mit Leuten, die man mag. Mit Bänz Oester ist fast jeder gern zusammen. Einen Musiker, der musikalisch so viel zu bieten hat, und der so bescheiden durch die Welt geht – was nicht heisst, dass er nicht um seine Qualitäten wüsste – findet man nicht alle Tage.
Zwei Schweizer, zwei Afrikaner
Das aktuellste Projekt Oesters ist seine Band «Bänz Oesters & The Rainmakers». Was etwas afrikanisch klingt, ist es zumindest zur Hälfte auch: Zwei Schweizer, der Genfer Saxofonist Ganesh Geymeier und Oester, spielen zusammen mit zwei Südafrikanern, dem Pianisten Afrika Mkhise und dem Schlagzeuger Ayanda Sikade.
Aber völlig anders als «Aventure Dupont» vor über 30 Jahren funktioniert diese Band nicht. Es geht immer noch um musikalische Abenteuer und darum, gute Stimmung zu verbreiten. Bänz Oesters Frisur ist zwar nicht mehr so wild wie ehedem, sein Lachen ist aber geblieben!