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Die Musiker waren bereits weit über 60, als das musikalische Abenteuer begann. 1996 reiste der US-amerikanische Gitarrist und Komponist Ry Cooder nach Havanna. Er wollte dort eine Platte mit kubanischen Musikern aufnehmen und entdeckte legendäre kubanische Musiker der 1930er-, 40er- und 50er-Jahre – «Soneros» wie Compay Segundo oder Rubén González.
Das Musikprojekt Buena Vista Social Club war geboren – der Sound steht für das pulsierende Leben Kubas, für die Sehnsüchte und Wünsche der Menschen dort. Sehen kann man alle betagten, und zum Teil inzwischen verstorbenen, Musiker nur noch in Wim Wenders Dokumentarfilm «Buena Vista Social Club» von 1999.
Nach fast 20 Jahren gehen die verbliebenen Mitglieder noch einmal auf Abschiedstournee. Eine gute Gelegenheit, mit der Sängerin Omara Portuondo und dem Gitarristen Eliades Ochoa Bilanz zu ziehen.
Grande Dame des Cuban Jazz
Die 84-jährige Omara Portuondo erinnert sich: Wie sie Mitte der 1990er-Jahre gerade dabei war, im Studio Aufnahmen zu machen und dabei zufällig ihrem Freund Ibrahim Ferrer begegnete. «Ibrahim hat mich gefragt: ‹Omara, du hast doch viel Erfahrung und schon viele Aufnahmen gemacht, wollen wir was gemeinsam realisieren?›» Also haben die beiden zusammen «Silencio» gesungen.
In Wim Wenders Film hält das Duett «Silencio» die Romantik der kubanischen Musik in einem einzigen Bild fest. Dem 2005 verstorbenen afrokubanischen Sänger Ibrahim Ferrer gelang mit «Buena Vista Social Club Presents Ibrahim Ferrer» der weltweite Durchbruch als Solokünstler. Und auch Omara Portuondo erreichte als Grande Dame des Cuban Jazz weltweiten Ruhm.
Immer noch im Musikbusiness aktiv
Auf ihren zahlreichen Tourneen arbeitete Omara Portuondo mit Künstlern aus aller Welt zusammen – etwa mit Nat King Cole und Édith Piaf. Portuondo denkt nicht an ein Ende ihrer Karriere. Musik sei ihre «natürliche Magie». Erst letztes Jahr hat sie das Album «Magia Negra» veröffentlicht und ihre erste Platte nochmals neu aufgenommen.
Nach 20 Jahren soll nun das Kapitel Buena Vista Social Club geschlossen werden. Der Gitarrist Eliades Ochoa schaut zurück: «Wir haben einzigartige Momente erlebt. Als wir hörten, dass sich unsere CD tausendfach verkauft hat, war uns klar: Wir hatten die ganze Welt erreicht. Auch der Auftritt in der Carnegie Hall in New York und die Grammy-Verleihung gehören zu den Highlights unserer Bandgeschichte.»
Mit Ende 40 war Eliades Ochoa damals das Nesthäkchen der Band. Heute ist er 68 Jahre alt. Er ist auf Kuba ein anerkannter Künstler und hat vor drei Jahren einen Grammy für eine Bolero-Platte erhalten.
Nie ohne Hut
Der Cowboy-Hut ist Eliades Ochoas Markenzeichen. Der musikalische Autodidakt ist in den Bergen, in der Nähe der Stadt Santiago de Cuba, aufgewachsen. Die Eltern, Landarbeiter, haben die Tres, ein dreichöriges nur auf Kuba verbreitetes Saiteninstrument, gespielt. Und die Tres spielt Eliades Ochoa seit Ende der 1970er-Jahre beim Cuarteto Patria, dem er bis heute angehört.
Für Eliades Ochoa bleiben viele Momente unvergesslich: Das Album «Buena Vista Social Club» avancierte zum internationalen Überraschungshit mit Grammy-Nominierung. Und seit der Erstveröffentlichung hat es sich weltweit mehr als drei Millionen Mal verkauft. «Offiziell sind das jetzt die letzten Konzerte», sagt Elidades Ochoa, «aber unsere Geschichte geht weiter.»
Ins kollektive Gedächtnis eingebrannt
Auch für Omara Portuondo wird das Projekt weiterleben: «Diese Lieder transportieren so viele Emotionen und Erinnerungen: Sie haben mich mein Leben lang begleitet. Das Lied ‹Veinte Años› habe ich schon mit vier Jahren zum ersten Mal gesungen.»
Zeitgleich zur Abschiedstour ist auch das Album «Lost and Found» erschienen. Der Plattenchef Nick Gold von World Circuit hat noch einige musikalische Schätze für die neue Veröffentlichung entdeckt: etwa das Stück «Lagrimas Negras», einer der beliebtesten Songs im kubanischen Repertoire, damals in den Egrem Studios in Havanna für World Circuit produziert.
Letzte Platte, letzte Tournee und doch keine Ende in Sicht. Der legendäre Buena Vista Social Club hat sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 14.4.2015, 17:50 Uhr