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Gonzales kann sich beschränken, aber auch aus dem Vollen schöpfen: Vor ein paar Jahren hat sich Chilly Gonzales mit einer Komposition für eine Fernsehwerbung eine goldene Nase verdient. Dieses Stück besteht aus drei, sich immer wiederholenden Tönen. Einfacher geht es fast nicht und doch trifft er damit den Nerv der Konsumenten.
Chilly Gonzales kann aber auch mit vielen Tönen umgehen. Für sein neues Album «Chambers» schreibt und arrangiert der Kanadier für Klavier und Streichquartett.
Die Musik auf dem Album «Chambers» ist anspruchsvoll. Doch Chilly Gonzales ist auch hier zielsicher. Die Musik bleibt immer eingängig und sie berührt die Emotionen des Hörers – auch die eines Klassik-Laien.
Sorgfältig aufgebautes Image
Die Frage, wie ernst etwas gemeint ist, stellt sich bei Gonzales immer. Nebst seinem musikalischen Talent ist Selbstironie seine grosse Stärke. Der Mann nimmt nichts wirklich ernst, sich selbst logischerweise auch nicht. Und E-Musik schon gleich gar nicht.
So rappt er beispielsweise immer wieder, obwohl er sich selber «The worst MC» also den schlechtesten Rapper nennt.
Oder er tritt bei edlen Konzerten in Bademantel und Pantoffeln auf und mimt übertrieben den vertieften Pianisten. Sein Publikum liebt ihn dafür. Ein seriöses Werk – wie das Album «Chambers» – kauft man Chilly Gonzales aber ebenso ab. Mehr noch.
Weil man bei Gonzales jederzeit mit Ironie rechnen muss, bekommt die Seriosität auf «Chambers» eine zusätzliche Schärfe.
Gonzales kann es dann aber doch nicht lassen
Bei der Musik auf dem Album «Chambers» lässt er die Spässe weg. Rund ums Album herum zeigt sich aber wieder der selbstironische Chilly Gonzales. Im Text des Booklets nimmt er jedem Titel seine Ernsthaftigkeit wieder weg und beschreibt ihn in seiner gewohnt sarkastischen Art.
Offizielle Website
Die Kompositionen sind Leuten gewidmet, wie dem Ex Tennisspieler John McEnroe oder dem Gangsterrapper Juicy J, die ja mit romantischer Kammermusik nun wirklich nichts tun haben.
Auf YouTube finden sich Videos zur neuen CD «Chambers», die man sich am besten selber anschaut. Ironie funktioniert nicht, wenn man sie beschreibt.