Diese Leichtigkeit! Diese Eleganz! Bei Clark Terry wirkte alles wie ein Kinderspiel. Selbst in den schärfsten Tempi, den höchsten Höhen, den vertracktesten Melodie-Linien war er entspannt. Wo andere Trompeter längst aufgegeben hätten, wirkte er eher unter- als überfordert. Seine Improvisationen waren ein unversiegbarer Strom von Ideen. Alle in grösster Perfektion umgesetzt und mit einer Nonchalance und Beiläufigkeit gespielt, dass es dem Hörer gar nicht erst in den Sinn kam, dass da höchste Kunst entstand.
Begnadeter Musiker – und ein wenig Clown
Das lag wohl an Clark Terrys Humor und seiner guten Laune. Bei jedem Auftritt spielte er den Clown. Das Internet ist voll von Clips, in denen man ihn sieht, wie er die Trompete upside-down spielt, die Ventile von unten drückt, wie er in einer Hand die Trompete mit Dämpfer, in der anderen das Flügelhorn hält und musikalische Konversationen mit sich selbst führt. Clark Terry war auch ein begnadeter Sänger, allerdings nur zum Spass: Seine «Mumbles», die gemurmelten Improvisationen, gehörten in jeden Auftritt. Seine Fans wären ohne nicht nach Hause gegangen!
Von der Highschool Big Band zum allseits beliebten Jazzer
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Clark Terry kam 1920 in St. Louis zur Welt – wie sechs Jahre später Miles Davis, zu dem er eine brüderliche Beziehung hatte. Er absolvierte die übliche Schule seiner Generation: High School Big Band, dasselbe in der Army und nachher ab in die freie Wildbahn. Was ebenfalls hiess: Big Bands. Terrys «Universitäten» waren die Bands von Lionel Hampton und Charlie Barnet, bevor er zu Count Basie kam und schliesslich zu Duke Ellington.
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Anfang der 1960er-Jahre wurde er Staff-Musiker beim Sender NBC. Er spielte in der «Tonight Show Band» und arbeitete im Studio, was ihm ein komfortables Einkommen bescherte, die Freiheit, das zu spielen was ihm wichtig war. Und er konnte wählen: Jeder wollte ihn dabei haben, die Tom Lord-Diskographie verzeichnet über 900 Schallplatten-Sessions mit seiner Mitwirkung.
Ein unverkennbarer Ton – trotz Krankheit
In seiner zweiten Lebenshälfte reiste Clark Terry als gefeierter Solist um die Welt, verfolgte seine eigenen Projekte, unterrichtete und unterstützte junge Musiker. Zeitweise lebte er in Bern.
Dort konnte man ihn auch das letzte Mal bei uns hören: 2007 am Jazzfestival Bern. Er litt an fortgeschrittener Diabetes, konnte kaum mehr gehen, war praktisch blind, und die Hände funktionierten auch nicht mehr einwandfrei. Aber jeder Ton kam unverkennbar von Clark Terry. Trotz aller Beschwerden versprühte er gute Laune wie eh und je. Typisch Clark Terry eben!
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 23.2.2015, 8.03 Uhr