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Ricardo Simian spielt einen weissen 3D-Zinken.
Legende: Als alt mach neu – und gut: Der 3D-Zink tönt für Ricardo Simian gar besser. Susanna Drescher

Musik Das historische Instrument aus dem 3D-Drucker

Der Zink, ein historisches Blasinstrument aus Holz oder Elfenbein, ist seit dem 17. Jahrhundert nahezu verschwunden. Heute gibt es das Instrument wieder: aus Kunststoff, mit einem 3D-Drucker hergestellt. Die neue Version tönt gut – und ist spülmaschinenfest.

Auf den ersten Blick wirkt die Idee paradox: Neuste Technologie trifft auf ein über 500-jähriges Instrument, den Zinken. Der Zink war im Frühbarock sehr beliebt, die Spieler waren richtige Superstars. Trotzdem verschwindet das Instrument im 17. Jahrhundert langsam.

Den Zinken und den 3D-Drucker trennen Welten. Für den in Basel lebenden Zinkspieler Ricardo Simian ist das kein Grund, sie nicht zusammenzubringen: «Wir müssen die neue Technologie nutzen. Nur so können wir das alte Instrument richtig erforschen und den Klang verbessern.» In der Forschung sieht der Musiker auch die grössten Chancen seiner 3D-Zinken: «Wir können alte Instrumente aus den Museen virtuell nachbauen, dann real ausdrucken und dabei besser untersuchen, warum ein Zink so klingt, wie er klingt. Was ändert die Form, was ändern die Löcher und so weiter.» Noch hat sich aber keine Forschungsinstitution Ricardo Simians Projekt angenommen.

3D löst die Probleme eines Zinkspielers

Historische Zinken: Mehrere gebogene, längliche Holzinstrumente
Legende: So sehen die historischen Varianten aus. Wikimedia / BenP

Auf die Idee kam der chilenisch-italienische Musiker, als er vor zwei Jahren eine Dokumentation über 3D-Drucker sah. Sofort erkannte er in dieser Technologie die Lösung vieler Probleme, mit denen Zinkspieler in ihrem Alltag konfrontiert sind: «Wir brauchen mehrere Modelle in unterschiedlichen Tonhöhen. Wir möchten Originalinstrumente spielen, um unsere Instrumente besser zu verstehen. Das alles ist teuer.»

Der Zinkspieler beginnt, sich mit dem 3D-Drucken auseinanderzusetzten – ganz fremd ist ihm die technische Welt nicht, denn zu Beginn seines Musikstudiums hat er nebenbei Kurse in Ingenieurwesen besucht. Er kauft sich ein Programm, um 3D-Modelle am Computer zu konstruieren. Und er sucht in Archiven, Bibliotheken und Museen nach einer geeigneten Vorlage. «Ich wollte unbedingt ein Originalinstrument als Inspiration für mein Instrument,» sagt er.

Der erste Prototyp überrascht

In einem österreichischen Museum findet er einen Katalog mit genauen Vermessungen eines solchen Originalinstruments. Nach dieser Vorlage konstruiert Ricardo Simian seinen ersten Zinken am Computer. Anschliessend schickt er sein virtuelles Modell einer Firma, die das Instrument mit Hochpräzisionsmaschinen real drucken. Wobei drucken nicht ganz richtig ist. Vielmehr baut die Maschine den Zinken Schicht für Schicht auf.

Als Ricardo Simian seinen ersten Prototypen zurückbekommt und spielt, ist er überrascht: «Schon mein erster Prototyp hat besser geklungen, als ich gedacht habe», erzählt der Musiker. Aber noch nicht gut genug. Er beginnt sein Modell zu optimieren – auch mit dem Material tüftelt er. Handgemachte Zinken sind aus Holz, Ricardo Simians Instrumente aus Kunststoff – Nylon und Acryl. Und tatsächlich lassen sich das handgemachte und das gedruckte Instrument punkto Klang kaum unterscheiden.

Besser als handgemacht

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Mit dem zehnten Modell war er richtig zufrieden: «Ich mag diesen Klang mehr, als den eines handgemachten Zinks, aber das ist natürlich meine persönliche Meinung.» Und er fügt gleich an, dass sich das handgemachte und 3D-Instrumente sowieso nicht vergleichen liessen: «Das ist wie, wenn man eine Sachertorte und eine Schwarzwälder Torte vergleichen möchte.» In einem Punkt ist der Unterschied aber nicht wegzureden: Ricardo Simians 3D-Zinken lassen sich bedenkenlos in der Spülmaschine reinigen.

Sendung: SRF 2 Kultur, Musikmagazin, 21.3.2015, 9:38 Uhr.

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