Dave Douglas wächst als Kind in einem musikalischen Umfeld auf. Sein Vater spielt Banjo, Barockflöte und Klavier, seine Mutter hat eine grosse Vorliebe für Folk-Musik. Der kleine Dave geht in den Klavierunterricht. Weil es in seiner Schule die Möglichkeit gibt, in einer Band mitzuspielen, beginnt er Posaune zu spielen. Er merkt aber bald, dass die Posaunen meist nur die Mittelstimmen spielen – die Trompeten aber die schönen Lead-Melodien. Ein Grund zu wechseln.
Dave Douglas studiert schliesslich Trompete bei Klassik- und Jazzlehrern. Obwohl sie ihm musikalisch viel auf den Weg mitgeben, kämpft Dave Douglas mit seiner Technik. Er hat viele Ideen, kann sie aber auf dem Instrument nicht umsetzen – obwohl er übt.
Blut, Schweiss und Tränen
Nach einem Jahr am Berklee College of Music in Boston sagt ihm sein Trompetenlehrer sogar, er solle aufhören oder mit einem anderen Instrument weitermachen. Dave Douglas bleibt aber hartnäckig und wechselt zu einem anderen Lehrer. Erst nach viel Blut, Schweiss und Tränen finden Dave Douglas' Musikalität und seine Technik endlich zusammen.
1987 gelingt Dave Douglas der grosse Durchbruch. Er bekommt einen Posten in der Band des legendären Pianisten Horace Silver. Dort spielt er Mainstream-Jazz. Ein paar Jahre später bietet ihm der Saxofonist John Zorn einen Job in seiner Band Masada an. Eine Jazzband, die sich mit jüdischer Musik auseinandersetzt. Weil Dave Douglas' Interesse nicht nur dem Jazz gilt, sondern er auch gegenüber jeder Form von Volksmusik offen ist, fühlt er sich in beiden Projekten wohl. Und es ermutigt ihn dazu, sich auch selber stilistisch breit aufzustellen.
Ein wahrer Bandleader
Dave Douglas ist produktiv. Seit seiner ersten Platte 1993 erscheinen bis heute 20 weitere Alben unter eigenem Namen. Sie reichen von rhythmisch vertracktem Balkan Jazz über New-Orleans-Blasmusik bis zu hart swingendem New Yorker Modern Jazz oder elektronischer Musik. Trotzdem: Alle seine Veröffentlichungen tragen seine Handschrift.
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Das gelingt Dave Douglas nur, weil er ein exzellenter Bandleader ist. Wie einst Miles Davis ist auch Dave Douglas mit diesem Talent gesegnet: Er ist ein guter Netzwerker und schart Musiker um sich, er wählt für seine Projekte immer genau die richtigen Musiker aus und integriert sie perfekt in seine Band. So kann er optimal seine eigene Vision verfolgen, die im Endresultat kompakt und unmissverständlich daherkommt.
Chancen der serbelnden Musikindustrie
Dave Douglas beklagt sich nicht über den Untergang der Musikindustrie. Er sieht darin Chancen. Und weil er so gut Menschen überzeugen und organisieren kann, findet er auch Lösungen. Schon früh gründete er sein eigenes Label für seine eigene Musik, aber er fördert auch Talente.
Auf seiner Website kann man Notenmaterial beziehen, Douglas stellt Live-Mitschnitte zur Verfügung, kommuniziert direkt mit seinen Fans und hält sie über seine Projekte auf dem Laufenden. Mittlerweile betreibt er auch einen eigenen Podcast, in dem er anderer Musiker interviewt. Im Englischen sagt man dafür «Grassroot»-Mentalität. Eine Bewegung, die aus der Basis entsteht.