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Hubert von Goisern spielt Akkordeon.
Legende: Vor 25 Jahren hat er den Traditionalisten und Bewahrern gezeigt, wo der Hammer hängt: Hubert von Goisern. Jürgen Skarwan

Musik Der Alpenrebell Hubert von Goisern gibt keine Ruhe

Vor 25 Jahren mischte er als einer der ersten Volksmusik mit Rock und Pop auf. Damit eckte Hubert von Goisern bei Traditionalisten an, landete aber einen Riesenerfolg. Ein neues Album und ein Dokfilm zeigen: Auch heute ist der 63-jährige Österreicher alles andere als altersmild.

Das Phänomen Hubert von Goisern begreift man vor allem bei seinen Konzerten: ein anarchischer Vollblut-Musiker, voller Energie und hochkonzentriert – ob in rotziger Mundart, jodelnd, mit diatonischer Ziehharmonika oder rockiger E-Gitarre. Im Gespräch fährt er das Kontrastprogramm: Er ist zurückhaltend, sinnierend und wirkt irgendwie hadernd.

Filmhinweis

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Die Frage: «Was hat Hubert von Goisern eigentlich zwischen seinen Erfolgen ‹Koa Hiatamadl› und ‹Brenna tuats guat› gemacht?» bildet den Ausgangspunkt für den Dokfilm «Hubert von Goisern: Brenna tuat's schon lang» von Marcus Rosenmüller über von Goiserns Künstlerleben.

Das Hadern, das Suchen und der Kampf gegen die Selbstgenügsamkeit waren es, die ihn raus aus der Enge der Alpen in die weite Welt getrieben haben: «Ich suche dieses Risiko, mich mit dem Fremden zu konfrontieren und mich in Situationen zu begeben, in denen alle Sinne gefordert sind.»

Ein Drang, der sein Leben geprägt hat: Mit Anfang 20 wanderte er nach Südafrika aus, später ging er nach Kanada und reiste in die Philippinen. Dann setzte er sich in Tibet für die Befreiung des Landes ein, tourte in Ägypten und improvisierte mit westafrikanischen Musikern.

Back to the Roots

Der endlose Roadtrip rund um den Globus hat Spuren in seiner Musik hinterlassen. Gleichzeitig ist von Goisern immer wieder in seine musikalische Heimat zurückgekehrt. Auch das eine Notwendigkeit: «Ich tauche gerne in andere Kulturen ein und lasse mich inspirieren. Aber weil ich Musik mache, die mit meinen Wurzeln zu tun hat, muss ich sie zu Hause machen.»

Zu Hause – das ist sein Geburtsort Bad Goisern im österreichischen Salzkammergut. Dass er den Namen seines Dorfes als Künstlernamen gewählt hat, ist alles andere als Lokalpatriotismus. Es ist Provokation: Als Jugendlicher flog er aus der Blasmusik – wegen seiner langen Haare und einem Zwist über das Repertoire mit dem Kapellmeister.

Ein «Enfant terrible» ist er geblieben: Anfang der 1990er verband er gemeinsam mit seiner Band die Alpinkatzen Volksmusiktradition mit Rockmusik: «Ich wollte Volksmusik für die Gegenwart zugänglich machen, sie sollte nicht nur denen vorbehalten bleiben, die nach hinten schauen. Und gerade weil diese Mischung ein Tabu war, war sie spannend für mich.»

Vorbild Snowden

CD-Hinweis

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Im Album « Federn » – entstanden nach einer Reise in die Südstaaten der USA – spürt Hubert von Goisern den gemeinsamen Wurzeln von Country, Blues und der Alpenländischen Volksmusik nach. Die Spurensuche ist abwechslungsreich, heimelig und nachdenklich. Hubert von Goisern ist im Blues zu Hause. Etwas mehr Dreck hätte dem Album aber gut getan.

Die Kombination von Rock und Volksmusik war die Geburtsstunde des Alpenrocks. Von Goisern landete Charthits, wurde in Österreich zum Star – und im deutschsprachigen Raum zum Vorbild, auch für Schweizer Musikerinnen und Musiker der Neuen Volksmusik wie Christine Lauterburg.

Damals hat er den Traditionalisten und Bewahrern gezeigt, wo der Hammer hängt. Und er hat den Mund aufgemacht: gegen fundamentalistisches Denken in all seinen Facetten, gegen Ignoranz und gegen den Rechtspopulisten Jörg Haider.

Keine politische Musik

Von Goisern ist sich selbst und seinen Idealen treu geblieben. Immer mehr hat das Hadern auch seine Musik erobert, wie das aktuelle Lied «Snowdown» zeigt. Darin kritisiert er, dass dem Whistleblower Edward Snowden in Europa das Asyl verwehrt wurde. Für von Goisern ist Snowden ein Held der Wahrheit: «Er steht für mich symbolisch für Leute, die sich trauen die Wahrheit zu sagen und dafür ihre Freiheit aufs Spiel setzen.»

Politisch sei sein Song aber nicht, er sei lediglich eine Zustandsbeschreibung. «Ich mag weder Politsongs noch politische Liedermacherei. Denn richtige Musik darf nicht missbraucht werden für Politik.»

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