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Ein schwarzer Synthesizer in Klaviergrösse steht in einem schwarz gestrichenen Raum, in einem Raum daneben hängt ein abstraktes Bild.
Legende: Futuristisches aus der Vergangenheit: Der russische Synthesizer ANS, Baujahr 1959. syn-fi tumblr

Musik Der erste sowjetische Synthesizer fasziniert bis heute

20 Jahre seines Lebens investierte der russische Ingenieur Jewgenij Mursin in seinen Synthesizer ANS. Als dieser 1959 fertig war, schufen junge Komponisten für den ANS etwas völlig Neues: elektro-akustische Musik aus der Sowjetunion, die sogar ein kleines Stück Filmgeschichte schrieb.

Es ist ein schwarzes Ungetüm, das da auf der ersten Etage des Moskauer Glinka Museums für Musikkultur steht. Entfernt erinnert es an ein Klavier, ungefähr genau so breit, aber um einiges höher. Dort, wo sich beim Klavier der Notenständer befindet, verfügt der ANS über eine Gerätschaft, die entfernt an ein Zeichenbrett erinnert. Da, wo beim Klavier die Tasten sind, findet sich eine Reihe von Knöpfen und Rädern, aber die vielen Hebel und Lämpchen machen klar: dies ist kein Instrument, sondern eine Maschine. Eine Musikmaschine. Der ANS.

Jewgenij Mursin hat den ANS erdacht und gebaut. ANS heisst er, weil er nach Alexander Nikolajewitsch Skrjabin benannt ist, dessen Initialen gaben ihm den Namen. Die ersten Skizzen und Entwürfe entstanden Mitte der 30er-Jahre. Ende der 50er war ein Prototyp des Synthesizer einsatzfähig. Unter den jungen Leuten, die Mursins Ruf an den ANS folgten, waren mehrere heute weltberühmte Komponisten: Eduard Artemijew, Alfred Schnittke, Sofia Gubaidulina, Edison Denisow. Manche von ihnen, wie beispielsweise Alfred Schnittke, beschäftigten sich nur kurzzeitig mit elektronischer Musik, für andere begann mit dem ANS eine lebenslange Faszination für Synthesizer und Sampler.

Die grafische Synthese von Klang

Stanislav Kriechi erklärt im Glinka Museum die Funktionsweise.
Legende: Auf das blaue Codierfeld wird die Partitur eingeritzt, durchfallendes Licht produziert dann die Töne. Glinka Museum

Der ANS war nicht nur der erste sowjetische Synthesizer, sondern gleichzeitig das letzte Instrument in der Tradition des graphischen Klangs in der Sowjetunion. Seit etwa 1916 experimentierten Erfinder wie Arsenij Awraamow, Jewgenij Scholpo und Boris Jankowskij mit der grafischen Synthese von Klang. Von diesen Experimenten sind allerdings nur etwa 90 Minuten Aufnahmen erhalten geblieben. Der ANS ist der späte Erbe all dieser Experimente.

Anders als seine Vorgänger wollte Mursin es vermeiden, Soundwellen zu zeichnen, auf Film zu kopieren und dann mit dem Projektor abzuspielen. Seine Idee war es, eine dauerhafte Klang-Bank von insgesamt 720 Tönen auf fünf runden Scheiben aus Fotoplatten zu schaffen.

Wenn der ANS eingeschaltet ist, drehen sich die Scheiben alle gleichzeitig, das Licht geht durch sie durch und wird mit einer Optik fokussiert auf ein grosses Glas, das mit schwarzem Harz bedeckt ist.

Dann geht der Lichtstrahl durch die Scheibe, aber nur dort, wo das Harz mit einem Nagel oder Stock weg gekratzt wurde. Auf diesem Panel zeichnet der Komponist die Partitur.

Filmmusik für Tarkowskijs Klassiker

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1961 schrieben Stanislaw Kreitschi und Eduard Artemijew die erste Komposition auf dem ANS: Den Soundtrack für den Film «Kosmos». In den nächsten Jahren folgen viele weitere. Jahre später gelang es, einige der Komponisten auf Schallplatte und später auf CD zu veröffentlichen. Das Studio für elektronische Musik im Skrjabin-Museum war damals Produktionsstandort, Diskussionsforum und Aufführungsort in einem. Gerüchteweise stand das Studio unter dem persönlichen Schutz von Ministerpräsident Kossygin.

Trotzdem geriet das Studio Anfang der 70er-Jahre zunehmend unter Druck und wurde 1975 schliesslich von Kulturbürokraten geschlossen. Schnittke, Denisow und Gubaidulina hatten sich zu dieser Zeit schon von der elektroakustischen Musik abgewandt. Nur zwei der frühen Freunde des ANS benutzten den Synthesizer konsequent weiter: Stanislaw Kreitschi und Eduard Artemijew.

In den 70er-Jahren schrieb Artemijew die Musik für drei der berühmtesten Filme der Filmgeschichte: Andrej Tarkowskijs «Solaris», «Stalker» und «Spiegel». Und dafür benutzte er neben modernen westlichen Synthis auch den ANS.

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