Wenn der Saxofonist Donald Harrison im prächtigen Federschmuck durch die Strassen von New Orleans tanzt, dann wirkt das ziemlich exotisch und gleichzeitig vertraut. Denn: Fasnacht, klar, das kennen wir aus Luzern oder Basel. Da gibt es auch aufwendige Kostüme und viele Erwachsene, die im vollen Ernst den Narren machen.
Aber die Musik, die beim Mardi Gras dazugehört, dem «fetten Dienstag» in New Orleans? Die rumpelt und holpert ganz anders in den Tagen vor dem Aschermittwoch und hat mit unserer Guggemusig herzlich wenig zu tun. New Orleans ist eben nicht Luzern.
Fasnächtler, seit er denken kann
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Um genau diese New-Orleans-Musik geht es Donald Harrison aber ganz zentral, wenn er in der «Mardi Gras Season» in sein Paradiesvogelkostüm steigt. Zur Fasnachtszeit in New Orleans gehört immer auch das Gedenken an die Geschichte vom Congo Square, wo vor Hunderten von Jahren die Sklaven am Sonntag sich treffen und austauschen durften.
Hier vermischten sich zum ersten Mal die verschiedenen afrikanischen Rhythmen. Sie trafen aber auch auf die Lieder und Rhythmen aus der Karibik – die Region lag auf dem Weg zwischen New Orleans und Europa – und natürlich auf die Melodien der Franzosen.
Mardi Gras in New Orleans, das ist auch eine Feier des schwarzen Selbstbewusstseins, und der Musik, die von New Orleans aus als Jazz und Rock'n'Roll und Funk die Welt eroberte. Donald Harrison ist ein Fackelträger dieser Tradition, seit bald zwanzig Jahren auch ganz offiziell: Als «Big Chief of the Congo Nation Afro-New Orleans Cultural Group», also als Anführer einer der Fasnachtsgruppen in New Orleans.
Herbie Hancock und die hippen Jazz Messengers
Donald Harrison hat den Mardi-Gras-Umzug wohl schon mitgemacht, bevor er selber laufen konnte. Wie er selber war auch schon sein Vater ein Big Chief, und so wurde der kleine Donald quasi musikalisch geimpft in Marching Bands. Er spielte bald auch schon selber mit auf seinem ersten Saxofon.
Nach einer soliden Ausbildung, unter anderem beim grossen Meister Ellis Marsalis, ging Donald Harrison in den 1980er-Jahren dann aber nach New York und kam dort in eine der hippsten Bands der Zeit, die Jazz Messengers von Art Blakey. Von diesem Sprungbrett aus hüpft er in eine eigene eindrückliche Karriere. Unter anderem ist er Sideman von Meistern wie Herbie Hancock oder dem Latin-Jazzer Eddie Palmieri.
Das alles hat ihn aber nie vergessen lassen, wo er herkommt. Immer wieder zieht es Donald Harrison nach New Orleans, seit dem Wirbelsturm Katrina sogar noch mehr als sonst. In New Orleans, Luisiana, gibt er sein Wissen als Lehrer an die junge Generation weiter. Und tanzt als Big Chief im bunten Federkleid der Mardi Gras Indians durch die Strassen.