Vielleicht liegt das Geheimnis ja am Akzent. Der kubanische Akzent von Harold López-Nussa macht aus dem Englischen eine Sprache so weich und romantisch, dass man ihm jede Geschichte abnimmt.
Die Geschichte über sein Auto zum Beispiel: Das sei so langsam, dass er manchmal von Velofahrern überholt werde. Und so klein, dass sein Bassist unmöglich Platz darin fände. Das Auto ist auf seinem neuesten Youtube-Film zu sehen. Es ist tatsächlich klein und langsam. Aber so klein? Und so langsam?
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Geschichtenerzähler und klassischer Pianist
Fest steht: Harold López-Nussa ist ein phänomenaler Geschichtenerzähler. In seinem weichen «Spenglish» – aber vor allem auch an den schwarzen und weissen Tasten.
Genauso wie ein guter Geschichtenerzähler aus einem reichen Schatz von Legenden, Gerüchten und Pointen schöpfen kann, so kann Harold López-Nussa als Pianist aus einer reichen musikalischen Tradition schöpfen: Ausgebildet wurde er nämlich als klassischer Pianist in Havanna. Alles andere sei dort «popular music». Und die müsse man sich auf der Strasse aneignen, erzählt er.
Auf musikalischen Reisen
Harold López-Nussa hat diese «doppelte Ausbildung» aufgesogen wie ein Schwamm. Als man ihn zum ersten Mal vor ein paar Jahren in Zürich hören konnte, war er knapp dreissig und seine kubanische Musik eher traditionell. Eine eigene Mischung zwischen Jazz und älteren afro-kubanischen Pianisten.
Möglich, dass er sich damals noch mehr an seinem Onkel orientiert hat, dem berühmten kubanischen Pianisten Ernán López-Nussa.
Aber die Reise ist weitergegangen – nicht zuletzt mit einem Bassisten aus Senegal, Alune Wade. Mit ihm zusammen hat Harold López-Nussa zunächst ein Album mit senegalesischer Musik aufgenommen. Einfach kubanisch angereichert.
Musik mit «mehr Gas»
Mit der aktuellen Musik, die er auch im Sommer am Festival Da Jazz in St.Moritz gezeigt hat, hat sich das Rad noch weiter gedreht: Jetzt sei das senegalesische Element immer noch dabei, erzählt Harold López-Nussa. Aber mit mehr «Gas».
Mehr «Gas»? Auch das ist der unwiderstehliche kubanische Akzent. Es geht nicht darum, dass er in seinem kleinen Auto mehr Gas gibt. Nein, Harold López-Nussa meint: mehr Jazz, afro-kubanischen Jazz.
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Immer einer Fusslandung
Diese Mischung ist nicht neu, aber sie hat es in sich. Vor allem, wenn sie so frisch abgeliefert wird wie von diesem Trio: Der Gesang von Alune Wade konterkariert dessen erdige Basslinien. Der kleine Bruder Ruy Adrian López-Nussa sitzt am Schlagzeug, mit ihm versteht sich Harold López-Nussa blind.
Auch wenn im Publikum schon lange niemand mehr versteht, was rhythmisch eigentlich abgeht auf der Bühne: Die drei charmanten jungen Herren landen immer auf den Füssen. Und bringen jede musikalische Geschichte zu einem gelungenen Schluss.