Habib Koité klimpert auf seiner Gitarre herum, sein Manager diskutiert mit dem Veranstalter aus der Schweiz und die anderen Bandmitglieder hängen noch etwas verschlafen im Foyer des Radiostudios herum. Es ist Sonntagmorgen. Habib Koité hat am Abend zuvor ein Konzert im Basler «Union» gegeben, gleich wird die ganze Band in den kleinen Bus steigen und nach München fahren. Aber für ein Interview reicht die Zeit noch.
«Ich musste mein Instrument verstecken»
«In München wird es gleich zum Soundcheck gehen, ohne Ruhezeit im Hotel», meint Koité. Das Touren sei manchmal schon anstrengend. Er halte sich fit, indem er im Hotel jeweils seine Klimmzüge mache. Müde wirkt der 55-Jährige nicht – im Gegenteil. Er hat sogar genug Energie, um einen Song ins Mikrofon zu spielen. «Drapeau», ein Lied über Mali, ein Hilferuf sozusagen: «Kommt und helft uns, die Fahne von Mali zu hissen.»
Seine halbakustische Gitarre surrt und scheppert: «Sie ist 18-jährig, ich muss sie dringend reparieren lassen. Auf der Bühne hört man das aber nicht», erklärt er lachend.
Das Album entstand letztes Jahr, während im Land ein Musikverbot herrschte – verhängt von den Islamisten, die das Ruder in Mali für ein paar Monate übernommen hatten. «Auftreten, Konzerte geben, auch an Hochzeiten spielen: Das war nicht erlaubt. Man musste seine Musikinstrumente verstecken. Aber abgeschirmt in einem Proberaum Stücke aufnehmen, das ging. Das konnten sie nicht kontrollieren».
Ein Jahr nach dem Musikverbot
Heute geht es den Musikerinnen und Musikern wieder besser. Aber die finanziellen Einbussen, die durch das monatelange Berufsverbot entstanden waren, übernimmt niemand. «Es waren eben nicht nur die Islamisten im Norden, die das Tanzen und Singen verboten hatten. Sondern auch die Regierung im Süden. Und die übernimmt jetzt gar keine Verantwortung für den Schaden, den das fast einjährige Verbot angerichtet hat».
Überhaupt: Offiziell ist man zwar sehr stolz auf Malis Musikkultur, es gibt viele malische Musiker, die im Ausland Stars sind. Und das betonen Malis Politiker auch sehr gerne. «Aber angesehen sind wir in unserer Heimat schlussendlich kaum: Wir haben keine Rechte. Keine Lobby». Und das, obwohl die Musik in Mali wichtiger ist als anderswo. Die Musik ist Malis Seele, ihre Identität.