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Portrait von Donovan, der seine grüne Gitarre auf der Schulter trägt.
Legende: Immer dabei: «Kelly», Donovans grüne Akustikgitarre. Reuters

Musik Donovan – der sanfte Rebell

Mit legendären Hits wie «Universal Soldier», «Atlantis» und «Hurdy Gurdy Man» wurde er zu einem der bekanntesten Solo-Sänger der Flower Power-Ära. Donovan gilt bis heute als Schottlands Antwort auf Bob Dylan. Pünktlich zu seinem 67. Geburtstag erscheint am 10. Mai sein neues Album.

Manacor, im Osten von Mallorca: Versteckt inmitten blühender Mandelbäume und Wiesen liegt ein schlichtes Anwesen, ein umgebauter Schweinestall und keine jener pompösen Villen, die für die Gegend so typisch sind. Hier lebt und arbeitet der einstige Folkstar, wenn es Zuhause in Irland wieder einmal zu viel regnet.

Mitglied der Beat-Bewegung

Donovan Phillips Leitch, Arbeiterkind und Barde, wurde 1946 in Glasgow geboren. Als Teenager schloss er sich der britischen Beat-Bewegung an. Ein schmächtiger junger Mann mit akustischer Gitarre. Bevor Donovan in den 1960er und 1970er Jahren als Pop-Folk-Sänger die internationalen Hitparaden stürmte, tingelte er als 16jähriger Strassenmusiker durch Grossbritannien. Sein «Universal Soldier» wurde zum Millionenseller, zur Hymne der Friedensbewegung und der Vietnam-Kriegsgegner.

Kunst oder Kitsch

Programmhinweis

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Radio SRF Kultur sendet in Reflexe am 21. Mai um 10 Uhr ein halbstündiges Porträt des schottischen Sängers, Gitarristen und Songwriters Donovan.

Einprägsame Melodien, Gitarrenbegleitung und poetische Texte waren sein Markenzeichen. Donovans romantische Lieder über Love & Peace («Jennifer Juniper») waren für seine Fans grosse Kunst, für manche Kritiker Kitsch. Fest steht, dass die Songs seiner 36 Alben und CDs (wie die mythologisch inspirierte Mitsing-Hymne «Atlantis») bis heute von mehr als 200 Künstlern gecovert wurden.

Nach innen gekehrter Barde

In seinen besten Jahren galt Donovan als Frauenliebling. Dabei entsprach er nie dem klassischen männlichen Schönheitsideal: Mit seinem kantigen Gesicht, seiner schmächtigen Figur und dem lockigen Haar unter der Schirmmütze gab Donovan mehr den nachdenklichen, nach innen gekehrten Barden, denn den martialischen Rock’n Roller – verträumt, engagiert und zart.

Transzendentale Meditation

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Berühmt geworden ist Donovans Indien-Trip 1968 mit den Beatles, auf dem er Maharishi Mahesh Yogi kennenlernte. Hier entdeckte er seine Spiritualität und Leidenschaft für Transzendentale Meditation (verarbeitet in dem Song «Sunshine Superman»), die bis heute anhält. Seit einigen Jahren unterstützt er den Filmregisseur David Lynch («Twin Peaks», «Blue Velvet», «Wild at Heart») und dessen US-amerikanische Stiftung für «Consciousness based education and world peace» – ein Meditations-Schulprojekt und Gegenmodell zur allgegenwärtigen US-amerikanischen Waffenlobby.

Als New Age, Yoga und Buddhismus im Westen in Mode kamen, steckte Donovan in der Midlife-Crisis. An seine grossen Bühnenerfolge versuchte er mehrfach wieder anzuknüpfen, aber da waren längst Rave, Rap und Acid House angesagt.

Märchenerzähler der Popmusik

Als der kommerzielle Erfolg nachliess, blieb Donovan sich und seinen Idealen treu. Er engagierte sich weiterhin für die Friedensbewegung und das Meditieren.

Heute umgibt sich Donovan mit Magischem, Mystischem und Mittelalterlichem – ein Märchenerzähler der Popmusik. Einer, der Millionen-Deals in den Wind schlug, um mit seiner Teenager-Liebe und heutigen Ehefrau Linda zusammenzuleben.

2012 wurde er zusammen mit den «Red Hot Chili Peppers» und «Guns N’Roses» feierlich in die «Rock'n Roll Hall of Fame» in Cleveland aufgenommen. Zu seinen grossen Vorbildern gehört Dylan Thomas. 2014 jährt sich der 100. Geburtstag des grossen walisischen Nationaldichters, den Donovan schon als Teenager bewundert und gelesen hat. Deshalb unterstützt er auch den Erhalt des Dylan Thomas Centre in Swansea (Wales).

Donovan - der Familienmensch

Bis heute ist Donovan als Musiker tätig, komponiert neue Songs und arbeitet im Studio. Immer dabei: Kelly, seine grün lackierte Akustikgitarre, die ihn seit vielen Jahren auf Konzerten begleitet. Donovan ist ein Familienmensch, seine vier Kinder aus zwei Ehen kommen häufig zu Besuch. Eine seiner Töchter arbeitet ebenfalls im Musikgeschäft. Und auch die Enkelkinder suchen mittlerweile seinen Rat in beruflichen Fragen.

Noch immer gibt Donovan Konzerte, nicht in den großen Musikarenen, sondern in kleineren Hallen und Clubs, unplugged. Außerdem engagiert er sich für soziale Projekte. Demnächst wird er auf Tournee gehen.

Am 10. Mai, rechtzeitig zu Donovans 67. Geburtstag, erscheint auf iTunes sein neues, mittlerweile 37. Album. «Shadows of Blue» wurde in Nashville (USA) aufgenommen, in dem Studio, in dem 1965 seine erste Single erschien: «Catch the Wind».

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