Im Musikbetrieb sind die Konventionen besonders langlebig: In kleinen Formationen gibt es in der Regel Alphatiere, die den Kurs bestimmen und stille Wasser, die Entscheidungen den anderen überlassen. Im Trio Catch ist die soziale Übereinkunft eine andere. «Wir sind gleichberechtigte Partnerinnen und suchen gemeinsam nach Lösungen. Das gilt für die künstlerischen Fragen ebenso wie dann, wenn Spannung in der Luft liegt.» Darum wissen die drei inzwischen viel Persönliches voneinander und geben dem, wenn nötig, Raum während der Proben.
Es muss auch zwischenmenschlich passen
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Konflikte aushandeln sei zwar anstrengend, sagt Cellistin Eva Boesch, «danach jedoch ist die Beziehung noch viel enger». Da drei Personen im Spiel sind, kann immer eine davon als Vermittlerin einspringen – «diese Rolle hat jede von uns schon wahrgenommen».
Diese Praxis lässt auf eine Reife schliessen, die bei jungen Menschen erstaunt. Typisch weiblich? «Frauen kommunizieren anders als Männer», sagt Klarinettistin Boglárka Pecze. Das habe sich beim Besetzen der vakanten Stelle des Violoncellos vor zwei Jahren deutlich gezeigt. Keiner der eingeladenen Männer habe sozial «gepasst».
Jetzt ist man unter Frauen, wobei keine wie die andere ist. Die Pianistin Sun-Young Nam verbindet im Gespräch Zurückhaltung mit Schalk, die Cellistin Eva Boesch Ernsthaftigkeit mit Präzision, die Klarinettistin Boglárka Pecze Extrovertiertheit mit Witz.
Talentschmiede für den Nachwuchs
Getroffen haben sich die drei Stipendiatinnen an der Internationalen Ensemble Modern Akademie (IEMA) in Frankfurt. Die IEMA wurde 2003 von einem der weltweit führenden Ensembles für Neue Musik gegründet: dem Ensemble Modern. Mitglieder dieses Ensembles arbeiten als Dozenten ein Jahr lang mit jungen Künstlerinnen und Künstlern am vielfältigen Repertoire der Moderne.
Die Zulassungsprüfung für den Masterstudiengang «Zeitgenössische Musik» ist streng, das Studienjahr hart. Ziel ist die Vermittlung zeitgenössischer Spieltechniken, der Umgang mit Notation und Interpretation zeitgenössischer Musik, das Verständnis der jeweiligen ästhetischen Konzepte und damit einhergehend die Übersicht über das Repertoire der letzten hundert Jahre.
Kühner Ritt durch verschiedene Stile
Längst ist die IEMA als Talentschmiede bekannt und gilt als Sprungbrett für eine internationale Laufbahn. Das Trio Catch ist dabei, diesen Schritt zu schaffen. Die Debüt-CD von 2014 ist ein kühner Ritt durch verschiedene Stile und versammelt unterschiedliche Positionen wie die Musik eines Morton Feldman und Márton Illés, eines Franco Donatoni oder einer Younghi Pagh-Paan.
«Wir haben uns bewusst für ein Debüt mit Neuer Musik entschieden. Das Klarinettentrio von Brahms wird dann auf der zweiten CD vorhanden sein», sagt Boglárka Pecze, die auch als Managerin des Trios wirkt. Sie spürt neue Werke und die dahinterstehenden Menschen auf und bringt ihre Fundstücke nach Hamburg.
Souveränität gepaart mit Spielfreude
Die Debüt-CD hat hervorragende Kritiken bekommen. Hier sind Musikerinnen am Werk, die technische Souveränität mit ausdifferenzierter Spielfreude zu verbinden wissen. Hier wird zugepackt und zugespitzt, dass es eine Lust ist zuzuhören. Mit Recht hat die European Concert Hall Organisation (ECHO) das Trio zu «Rising Stars» gekürt und ermöglicht dem Ensemble 2015/16 eine Konzerttournee durch die renommiertesten Konzerthäuser Europas.
Dem berühmten Zwischenruf des US-amerikanische Komponisten John Cage – «Happy New Ears!» – schliesst man sich nach der Begegnung mit diesem zukunftsträchtigen Ensemble gerne an.