Rauchige Stimme, den schwarzen Hut tief in die Stirn gezogen und umgeben stets von einer Aura tiefster Melancholie: Leonard Cohen gilt als Phänomen, als Legende und als herausragender Songschreiber. Für Millionen Fans auf der ganzen Welt ist der kanadische Altmeister ein heiss verehrter Superstar.
Die Haare des Musikers sind längst grau geworden, sein Körper wirkt zerbrechlicher, aber Charisma und Stimme sind präsent wie eh und je. Er habe «keinen Sinn und keine Lust auf Ruhestand», sagte Cohen jüngst dem britischen «Telegraph». Und auf die Rückseite eines seiner vielen Notizbücher, in denen der Sänger die Texte seiner an kleine Kunstwerke erinnernden Songs komponiert, schrieb er: «Ich komme so langsam ans Ende des Buches, aber noch nicht ganz.»
Mit Kraft zurückgekehrt
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Im Alter ist der Liedermacher noch einmal so richtig zurückgekehrt, nachdem er zwischenzeitlich gegen Depressionen kämpfte und jahrelang in einem Zen-Kloster verschwunden war. «Ich bin froh sagen zu können, dass diese Depression sich langsam aufgelöst hat und nie wieder mit derselben Kraft in mein Leben zurückgekommen ist», sagte er jüngst dem britischen «Guardian».
Auch aus finanzieller Notwendigkeit, nachdem ihn seine frühere Managerin um millionenschwere Rentenrücklagen betrogen hatte, steht Cohen seit rund sechs Jahren wieder auf den Bühnen der Welt. 2012 brachte er mit «Old Ideas» sogar das erfolgreichste Album seiner jahrzehntelangen Karriere heraus.
«Popular Problems»: das neue Album
In seinem neuesten Album zum 80. Geburtstag besingt er mit Humor «Popular Problems» um das Altern, Religion und Krieg. Aber auch seine persönliche, spirituelle Odyssee ist ein Thema.
Geboren wurde Leonard Norman Cohen 1934 in eine jüdische Familie in der ostkanadischen Stadt Montreal. Schon als Kind lernte er Gitarre spielen und hatte bald Auftritte in Cafés und Clubs. Aber die Musik sollte lange Zeit Nebensache bleiben.
Er wollte Schriftsteller sein, aber das Geld wurde knapp
Cohen wollte Schriftsteller sein. Er schrieb Gedichte und später auch Romane. In den frühen 1960er-Jahren zog er sich dafür zeitweise völlig auf die griechische Insel Hydra zurück. Viele seiner Veröffentlichungen wurden von Kritikern gefeiert. 2011 bekam er sogar den spanischen Prinz-von-Asturien-Preis für Literatur.
Aber damals, in den 1960er-Jahren reichten ihm die Einnahmen aus dem Schreiben nicht zum Leben. Also zog Cohen 1967 nach New York und begann wieder Musik zu machen, bald mit grossem Erfolg.
Cover-Versionen als Geburtstags-Ständchen
Cohens Poesie und seine sparsam instrumentierten Stücke luden immer wieder Musiker dazu ein, seine Lieder zu covern. Es gibt unzählige Versionen in Englisch, aber auch in allen möglichen anderen Sprachen – sogar in Dialekten wie Kölsch.
Das erste von Cohen geschriebene Stück, das aufgenommen wurde, war 1966 «Suzanne». Und das von Judy Collins , und erst im Jahr darauf vom Autor selbst. Als Tribut an den Singer-Songwriter lohnt es sich ausserdem Fabrizio de Andrés «Suzanne» anzuhören, Jeff Buckleys «Hallelujah» und Michael Kiwanakus «Hey, That's No Way To Say Goodbye» .