Deena Herr, wie sieht Ihr Leben in Uganda zurzeit aus?
Deena Herr: Ich erhalte unheimlich viele Anfragen von Medien aus der ganzen Welt, aus England, Amerika, Deutschland, Uganda, Kenia und der Schweiz. Meine Woche ist vollgestopft mit Terminen, ich habe kaum einen freien Tag. Ausserdem erkennen mich die Leute auf der Strasse.
Ihr Song «Mumulete» war sehr erfolgreich.
«Mumulete» erlebte einen Höhenflug: von null auf hundert. Er lief sehr häufig im Fernsehen, im Radio, auf der Strasse, in Bussen.
In den letzten Jahren haben sich viele afrikanische Musikerinnen und Musiker dem westlichen Markt angenähert. Sie machen genau das Gegenteil. Gehören Sie zu einer Art Gegenbewegung?
Ja, denn viele ugandische Künstler versuchen, sich immer mehr dem internationalen Markt anzupassen und singen auf Englisch. Ich finde es sehr schade, wenn Sprache und Kultur verloren gehen, nur weil man denkt, man müsse sich anpassen.
Ich möchte mit meiner Musik Respekt zeigen für die Menschen, die Sprache und das Land. Das wird auch so aufgenommen. Ich erinnere mich an eines der ersten Interviews im Fernsehen. Da sagt jemand, wie witzig das sei, dass jemand von weit her kommen muss, um uns zu zeigen, wie schön unsere Sprache eigentlich ist.
Sprechen Sie die lokale Sprache Luganda fliessend?
Noch nicht, aber ich singe – wie durch ein Wunder – akzentfrei. Als ich damit anfing, sprach ich noch kein Wort Luganda. Mittlerweile verstehe ich die Sprache ganz gut. Beim Sprechen bin ich noch etwas schüchtern – aber auf einem guten Weg.
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Welche Rolle spielt es für ihren Erfolg, dass Sie weiss sind?
Das ist ein wichtiger Faktor. Dadurch grenze ich mich ab. Über viele Jahrhunderte wollte Europa den Afrikanern beweisen, dass sie schlechter waren – was jedoch nicht zutraf. Jetzt läuft die Sache andersrum: Ich passe mich an die Sprache, an das Land und die Lebensweise an. Weil ich es respektiere und gut finde.
Gibt es auch Stimmen, die kritisieren, dass Sie sich als Weisse der Sprache und der Musik Afrikas annehmen?
Ja, witzigerweise fast ausschliesslich von Weissen. Unter meinem Youtube-Video habe ich einige Kommentare gelesen, in denen darauf angespielt wurde, dass ich postkoloniale Strukturen verstärke; dass ich rassistisch sei und die Musikszene kolonialisiere. Ich lese diese Kommentare und ich verstehe, warum sie geschrieben werden. Aber ich kann, wenn ich über mich selbst nachdenke, auch sagen, dass sie einfach nicht wahr sind. Wenn die Ugander sagen würden, sie fänden das daneben, was ich mache, würde ich sofort aufhören. Aber sie finden das gut. Deshalb bin ich bekannt geworden.