Mit der Hammond-Orgel von Eddy Louiss ist die winzige Bühne im Pariser Club Caméléon eigentlich schon voll. Dennoch quetschen sich noch der Schlagzeuger Daniel Humair und Jean-Luc Ponty mit seiner Geige dazu. Damit das Schlagzeug neben der Hammond-Orgel Platz hat, musste Humair sein Set quer stellen. Auf alten Fotos erkennt man, dass der Platz nicht maximaler ausgenutzt werden konnte. Zum Glück war da der junge Jean-Luc Ponty so ein schmaler Wurf.
Stars auf der Start-Rampe
Die Musik, die von dieser optimal ausgenutzten Rampe auf das Publikum trifft, ist grossartig. Zwar erfinden Humair, Louiss und Ponty den Jazz nicht neu, bedienen sich bei bekannten Stücken aus dem «Great American Songbook», bei Gassenhauern sozusagen. Aber die Wucht, die Energie, mit der das Trio diese Jazz-Standards behandelt, die ist einzigartig. Fast wie wenn sich die Drei aus den beengenden Platzverhältnissen freispielen müssten. Aus dem engen Jazzkeller in den Himmel der Improvisation.
Ein neuer Jazz-Geigen Gott
Aufgenommen wurde das Konzert mit nur drei Mikrofonen. Aber die Qualität ist erstaunlich. Ein Glücksfall: Denn schon allein wie der junge Jean-Luc Ponty auf dieser Platte Geige spielt, hätte gereicht für einen Eintrag in die Geschichtsbücher des Jazz.
Spätestens jetzt war klar: Der Granseigneur der Jazz-Geige Stéphane Grappelli ist nicht mehr alleiniger Meister dieses Instruments. Auch Jean-Luc Ponty, gut dreissig Jahre jünger als Grappelli, kann einen flinken Bogen führen. Und er hatte seine ganze glänzende Karriere noch vor sich, damals, im kleinen Club Caméléon.