«Ich bin orthodoxer Jude», sagt Daniel Zamir. «Die jüdische Tradition, Spiritualität und die jüdischen Gesetze bestimmen mein Leben.» Er beruft sich auf die Torah, die alle Lebensbereiche wie Essen, Verhalten, soziale Kontakte einschliesst.
Zamirs Elternhaus ist weltlich geprägt. Klänge und Rhythmen sind immer präsent, da seine Mutter traditionelle Folk-Musikerin ist. Seit seinem zwölften Lebensjahr spielt er Saxophon. Nach einem Jazz-Studium an der israelischen Thelma Yellin-Hochschule der Künste geht er mit 19 Jahren nach New York.
Spirituelle Prägung in New York
Der Aufenthalt in der US-Metropole markiert einen wichtigen Einschnitt. «Hier habe ich angefangen, ein Leben als junger Erwachsener unabhängig von meinen Eltern zu führen», erzählt er und fährt fort: «New York hat mich spirituell und auch professionell enorm geprägt.»
In New York kommt er zum ersten Mal mit der jüdischen Religion in Berührung. Dort begegnet er dem Reggae-Star Matisyahu, der ihn in die chassidische Spiritualität einführt. Dieser Künstler verbindet Elemente der klassischen jüdischen Tradition mit Hip-Hop und Reggae und bezeichnet seinen Musikstil als «chassidischen Reggae».
Daniel Zamir ist von Matisyahu tief beeindruckt und beginnt, sich eingehend mit den chassidischen Traditionen zu beschäftigen. Diese Denkweise hinterlässt nachhaltige Spuren in seiner Musik. «Der Mensch ist beim Schaffensprozess Partner von Gott», erklärt Daniel Zamir. Der Mensch allein sei nicht bedeutend. Erst zusammen mit Gott werde das Kunstwerk vollkommen.
Einmaliger Gesang
Am besten kommt dieser chassidische Einfluss im ersten Stück «Thirty Six» auf dem aktuellen Album zum Ausdruck – das einzige, auf dem der jüdische Künstler singt und sein Gesang sich auf Silben beschränkt.
«Singen ohne Worte hat einen viel höheren spirituellen Stellenwert als Singen mit Worten», so Daniel Zamir. Worte seien in ihrer Bedeutung auf konkrete Aussagen begrenzt. Beim Singen ohne Worte habe jedoch jede Note, jeder Klang eine spirituelle, endlose Bedeutung.