Sie könnten unterschiedlicher nicht sein, die beiden Hackbrettspieler Töbi Tobler und Chris Pfändler: Zwischen ihnen liegen rund 40 Jahre Altersunterschied und ihr Zugang zum Hackbrett ist völlig konträr
Eine knisternde Verbindung
Töbi Tobler, der Pionier, der in den 80er- und 90er-Jahren mit Appenzeller Space Schöttl nicht nur die traditionelle Appenzeller Volksmusik belebte, sondern auf der Konzertbühne frei drauf los improvisierte, bis die Fetzen flogen. Und Chris Pfändler, der bis vor kurzem mit traditioneller Musik nichts am Hut hatte, jetzt aber an der Hochschule Luzern Volksmusik studiert und auf seinem Hackbrett am liebsten Heavy Metal spielt.
Der berühmte Lehrer und sein begabter Schüler – zwei eigenwillige Persönlichkeiten, eine knisternde Verbindung. Kein Wunder, sind sich die beiden nicht immer einig. Zum Beispiel, wenn es um die Lautstärke geht.
Kaum Sauerstoff im überfüllten Saal
Bei ihrem Konzert am Festival Alpentöne im August 2013 in Altdorf gab's zwar durchaus auch feine Töne zu hören von den beiden Hackbrettlern. Aber der Abend war alles andere als eine gemütliche Stubete. Von der ersten Sekunde an schafften es die beiden Vollblutmusiker, ihr Publikum zu elektrisieren.
Dabei hatte so einiges gegen ein ungetrübtes Konzerterlebnis gesprochen: Der Schlüsselsaal im Theater Uri war überfüllt, die Leute drängten sich zwischen den Stuhlreihen und an den Wänden entlang, es herrschte eine brütende Hitze und von Beginn an war kaum Sauerstoff im Saal. Normalerweise sind das jene Festival-Konzert, bei denen sich die Leute nach ein paar Takten Musik wieder aus dem Staub machen, um auf dem Lehnplatz vor dem Theater ein kühles Bier zu trinken.
Nicht so, wenn Töbi Tobler angesagt ist. Töbi Tobler ist in Altdorf quasi Ehrengast, seit er hier 2008 bei den Tellspielen aufgetreten ist. Und auf diesen Abend waren alle ganz besonders gespannt: Töbi Tobler zusammen mit Chris Pfändler, eine Premiere.
Unbekümmerter Umgang mit Traditionen
Initiiert hatte dieses Konzert das Festival Alpentöne. Nun war man gespannt, ob der Versuch gelingen würde: zwei Hackbretter pur, ohne weitere Begleitung – würde das genügend Sound, genügend interessante Klänge hergeben? Und wie!
Vom ersten Ton an hielt der ganze Saal wie elektrisiert die Luft an und lauschte gebannt, was die beiden Musiker aus ihren Instrumenten hervorzauberten.
Ein fulminanter Konzertabend am Festival Alpentöne, der gezeigt hat, dass die Szene der Neuen Schweizer Volksmusik in Bewegung ist. Und dass hier sorgfältig aber auch unbekümmert, frech aber auch hellhörig mit alten Traditionen umgegangen wird.