Sie kannten James Last persönlich – wie war er als Mensch?
Pepe Lienhard: Wir haben uns ein paar Mal getroffen, zum ersten Mal in den 1970er-Jahren bei der Schlagerparade vom ZDF. Damals war er schon extrem bekannt und wir noch Nachwuchskünstler. Er war sehr kollegial, sehr nett. Ich habe auch seine Konzerte besucht, wenn er in die Schweiz kam. James war ein sehr respektvoller Kollege.
War er ein Vorbild für Sie?
Was den Erfolg angeht auf jeden Fall. Wir haben nicht genau die gleiche Musik gemacht, aber er hat sich in Dimensionen bewegt, da kann man nicht mal davon träumen. Er war der erfolgreichste Big-Band-Leader überhaupt. James hat zur richtigen Zeit das Richtige gemacht. Vor allem hat er seinen eigenen Sound gehabt. Man hörte im Radio ein paar Takte Musik und wusste: Das ist James Last.
Können Sie diesen Sound beschreiben? Wie klingt dieser James-Last-Sound?
Er hat diesen fröhlichen Rhythmus gehabt. Man nannte es ja den «Happy Party Sound». Nicht nur die Schunkellieder, auch jeden Schlager, jeden Pop-Song hat James auf seine Art bearbeitet, so dass es einen fröhlichen, «lüpfigen» Sound gab. Die Leute haben sich sofort unbeschwert gefühlt, und genau das war sein Ziel. Auch die Klassik hat er so leicht verständlich gemacht. Indem er alles so populär arrangiert hat, hat James sicher vielen Leuten verschiedene Musikstile nahe gebracht. Dafür hatte er ein gutes Händchen. Er hatte ja nicht nur im deutschsprachigen Raum Erfolg gehabt, sondern auch in Japan oder England – was damals erstaunlich war für eine deutsche Band. James konnte die Royal Albert Hall für zehn Tage buchen und die Konzerte waren ausverkauft. Es ist schon einmalig, was er erreicht hat.
Auch Topmusiker liessen sich gern von James Last engagieren. Woran lag das? Hat er vor allem gut bezahlt oder war es auch seine Art, wie er mit ihnen umging?
Beides. James konnte Topp-Gagen zahlen, weil er einfach wahnsinnig hohe Umsätze hatte. Und er war ein absoluter Partymensch. Es gab Musiker, die aufgehört haben, bei ihm zu spielen, weil es ihnen zu viel Party war. James war ein grosszügiger Chef. Er hatte ein Feriendorf in Spanien gehabt, wo er die ganze Band eingeladen hat. Da wurde morgens um 9 am Strand das erste Fass Bier angezapft. Das ging richtig zur Sache. Immer Party, immer Vollgas – das war sein Ding. Und deshalb hat das auch so gut auf der Bühne funktioniert.