Leise Musik klingt aus der Fahrerkabine des Trams, das von der Basler Markthalle Richtung Pauluskirche fährt. Der Chauffeur Beat Rusch freut sich, dass er während der Dienstfahrt neuerdings Musik hören kann: «Die Begeisterung ist da, auch bei den Kollegen. Sonst wären die 650 Unterschriften letztes Jahr nicht zustande gekommen.»
Die Petition mit 650 Unterschriften hat die Basler Verkehrsbetriebe jetzt dazu bewogen, in einem Pilotversuch Musik in den Fahrerkabinen zuzulassen.
Im Bus erlaubt, im Tram verboten
«Wir haben schon lange immer wieder gehört, dass das ein Wunsch der Mitarbeitenden ist», sagt Toya Krummenacher von der Gewerkschaft VPOD Region Basel. Viele hätten auch nicht verstanden, warum Musik zwar im Bus erlaubt war, aber im Tram nicht.
Dass die Regelungen für Trams und Busse bisher verschieden waren, hat nichts mit der Komplexität der Fahrzeuge zu tun – das Lenken ist bei beiden etwa gleich anspruchsvoll. Sonja Körkel von den Basler Verkehrsbetrieben erklärt den Grund: «Im Bus darf man schon längere Zeit Radio hören, da sind auch Radios eingebaut. Beim Tram war die gesetzliche Grundlage anders.»
Rechtlich orientieren sich die Busse am Trolleybus-Gesetz, für die Trams gilt das strengere Eisenbahn-Gesetz. Das Bundesamt für Verkehr hat nun den Basler Verkehrsbetrieben freie Hand für ein einjähriges Pilot-Projekt gegeben.
Rock im Tram: Hart aber leise
So darf Beat Rusch nun in der Fahrerkabine seine Musik abspielen: «Von Klassik bis Rock bis Hard-Rock kommt alles.» Aber leise muss die Musik sein, weil sie niemanden im Tram stören soll. Vor allem sollte sie nicht die Konzentration des Chauffeurs beeinträchtigen.
Wobei Musik nicht auf jeden Menschen gleich wirke, sagt Gewerkschaftssekretärin Toya Krummenacher: «Die einen entspannt beispielsweise klassische Musik, andere agitiert Paganini. Einige werden agitiert von Metal, mich beruhigt er. Das ist sehr individuell.»
Musik kann bei der Konzentration helfen
Ob das Musikhören die Fahrerin ablenkt oder die Konzentration fördert, hängt auch von der Situation ab. Das haben die Basler Verkehrsbetriebe von der Fachhochschule Nordwestschweiz in einer Studie untersuchen lassen.
«Die Studie hat gezeigt, dass Musik in gewissen Situationen sehr konzentrationsfördernd sein kann», erklärt Sonja Körkel: «Wenn wenige Fahrgäste im Fahrzeug sind, kann Musik die Monotonie durchbrechen und die Leute wach und motiviert halten.» Wenn hingegen viel los sei, bei starkem Verkehr etwa, könne Musik auch ablenkend wirken.
Darum ist das Hören von Musik zu Stosszeiten nicht erlaubt. Ebenfalls kritisch wird es bei Gesprächssendungen oder Sportübertragungen: Sie lenken zu stark ab.
Die Fahrgäste scheint die leise Musik aus der Führerkabine nicht zu stören. Ein älterer Passagier zumindest sagt: «Ich glaube, ein guter Tramfahrer hat seine Arbeit so gut im Griff, dass er nebenbei auch Musik hören kann.»