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Sound der Bilder: Musik im Comic
Aus Kontext vom 16.06.2021. Bild: IMAGO / Ikon Images
abspielen. Laufzeit 16 Minuten 25 Sekunden.
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Musik in Graphic Novels Diese Comics bringen Komponisten zum Klingen

Die Biografien von Musikerinnen und Komponisten bieten besten Stoff für gezeichnete Psychodramen und wirkungsvolle Bild-Epen. Von Ludwig van Beethoven bis Arvo Pärt: vier Beispiele, wie man Musik mit dem Zeichenstift aufs Papier bringt.

1. «Ludwig van Beethoven – The Final Symphony»

Die Neunte ist Beethovens letzte vollendete Sinfonie. Doch weder seine Geschichte noch die dieses Comic-Bandes endet mit diesem Stück. Gleich mehrere Künstlerinnen und Künstler haben für «The Final Symphony» Episoden aus dem Leben des Komponisten quietschbunt aufbereitet. Dazu gibt es eine Playlist – Beethoven zum Hören und Lesen also.

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Brandon Montclare: «The Final Symphony: A Beethoven Anthology», Simon & Schuster, 2021.

Besonders gelungen ist die fiktive Zeitreise von Alice Sara Ott und Beethoven. Im Tokio des 21. Jahrhunderts trinken sie Whiskey und besuchen ein klassisches Konzert, wo Beethoven ins Fettnäpfchen tritt: Er klatscht zwischen den Sätzen. Wie es seinerzeit eben üblich war.

2. «Piano Oriental»

Comic
Legende: Ausschnitt aus «Le Piano Oriental» Zeina Abirached, Casterman 2015

Ein Feuerwerk der Lautmalerei: Die libanesische Zeichnerin Zeina Abirached durchsetzt ihre gesamte Graphic Novel mit hunderten kleinen Sprechblasen, in denen Noten oder Geräusche stehen. So will sie die Leserinnen und Leser für die Geräusche sensibilisieren, die uns tagtäglich umgeben. Gummischuhsohlen schmatzen, Vögel singen und oft sind die kunstvollen Bildkompositionen an Muster wie die Tastatur eines Klaviers angelehnt.

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Zeina Abirached: «Piano Oriental», Avant Verlag, 2013.

Denn in «Piano Oriental» geht es um ein ganz besonderes Klavier. Abiracheds Urgrossvater Abdallah Chahine hat es im 19. Jahrhundert erfunden. Sein «piano oriental» kann auch die Vierteltöne der arabischen Musik spielen – und eben nicht nur Bach oder Mozart.

3. «Zwischen zwei Tönen. Aus dem Leben des Arvo Pärt»

Szene aus einem Musiker-Comic.
Legende: Joonas Sildre zeichnet das Schaffen des estnischen Komponisten Arvo Pärt nach. Joonas SIlder / Voland & Quist

Die Musik des zeitgenössischen Komponisten Arvo Pärt besteht nur aus wenigen Tönen. Sie klingt zerbrechlich und gleichzeitig liebevoll. Der estnische Zeichner Joonas Sildre lässt die Musik seines Landsmannes durch seinen Comic gleiten oder schwingen.

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Joonas Sildre: «Zwischen zwei Tönen. Aus dem Leben des Arvo Pärt», Voland & Quist, 2021.

Eindrücklich zeichnet Sildre die Uraufführung von Pärts «Perpetuum Mobile» (1963) nach. Langsam baut sich das Stück zu einer bedrohlichen Klangwand auf. Im Comic fliegen erst einzelne Töne wie Kugeln durch den Konzertsaal. Sie werden immer grösser und immer mehr. Zuletzt wird das Publikum regelrecht mit Tönen beschossen.

4. «Alles bleibt anders. Das Konzerthaus Berlin und seine Geschichte(n)»

Doppelseote aus einem Comic
Legende: Hübsch historisch: Der etwas andere Blick auf der Konzerthaus Berlin – in «Alles bleibt anders». Felix Pestemer / avant-verlag

Dieses Jahr werden 200 Jahre Konzerthaus Berlin gefeiert. Das klingt nicht unbedingt nach einem Thema, um das sich Comic-Autorinnen und -Autoren reissen würden. Doch in 200 Jahren passiert so einiges und was dieses Gebäude so alles gesehen hat, sehen nun auch wir.

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Felix Pestemer: «Alles beibt anders». avant-verlag, 2021.

Marlene Dietrich und Gustaf Gründgens, Leonard Bernstein, Niccolo Paganini oder der Preussenkönig Friedrich Wilhelm III. haben die Bühne, das Parkett und die Logen des Hauses bevölkert oder auf dem Gendarmenmarkt gekämpft. Die Zeichnung einer Querflötistin mit Mundschutz am Ende des Bandes ist eine Art Denkzettel und will sagen: Das Haus hat schon so viel überlebt, es wird auch diese Episode noch überstehen.

 

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kontext, 17.6.2021, 9:03 Uhr

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