Eine jaulende Hirtenflöte, eine Kaval, und ein traditioneller Dudelsack, ein Duduk, teilen sich eine typisch bulgarische Melodie. Darunter rumpeln unaufdringlich elektronische Rhythmen. Hie und da drängt sich wieder eine dieser typisch herben Frauenstimmen in den Vordergrund. Psychedelisch wird es manchmal, und es klingt nach Trip-Hop, Drum n’ Bass und Funk: So tönt bulgarische Musik im Jahr 2013. Jedenfalls beim Soundtüftler Nikola Gruev alias Kottarashky.
Link zum Thema
Von Haus aus ist Gruev Architekt. In seiner Freizeit aber streift er oft durch das ländliche Bulgarien und sammelt mit dem Aufnahmegerät unverwüstete Melodien und Rhythmen seiner Volksmusik. Charakteristisch dafür sind hochkomplexe rhythmische Gebilde. Und Instrumente wie die orientalisch klingende Hirtenflöte Kaval oder der bulgarische Dudelsack Duduk, ebenso rauhe Männer- und Frauenstimmen.
Vom Laptop auf die Bühne
Als Kind seiner Zeit bearbeitet der (Klang-)Architekt die gesammelten Aufnahmen auf seinem Laptop, unterlegt sie mit Elektro-Sounds und Tribal Beats. Ganz alleine im stillen Kämmerchen tüftelt und bastelt er – bis er zufrieden ist und die Songs auf Youtube stellt. Und so kommt es, wie es kommen muss. Kurz darauf winkt ein Plattenvertrag: 2009 veröffentlichte er sein erstes Album «Opa Hey».
Der selbstertüftelte Sound aber reicht Kottarashky nicht. Er will seine Klangcollagen auch im Moment entstehen sehen und auf die Bühne bringen. So versammeln sich Musiker aus Sofia um ihn und nennen sich «The Rain Dogs». Mit der Live-Fraktion kommt traditioneller Rock und Trip-Hop in Kottharashkys Musik, und auch Blues – nach ihren grossen Vorbildern Tom Waits, Jimi Hendrix und Dr. John. Heute ist die Gruppe eine der gefragtesten Live-Bands in Bulgarien.
Trotz Keyboard, Klarinette und Perkussion – seine Feldsamples hat Kottharashky nicht aufgegeben. Sein Instrument auf der Bühne ist sein Laptop, mit dem er so virtuos spielt, dass er es auch mal gegen die Klarinette oder die Gitarre aufnehmen kann.