Moderne Flügel haben meistens drei Pedale mit verschiedenen Funktionen: Sie verändern das Klangvolumen, dämpfen ab oder lassen Töne länger klingen. Allerdings vermisst der Pianist Jura Margulis beim heutigen Flügel die sogenannte Moderator-Funktion.
Denn um 1800 hatten viele Hammerflügel ein zusätzliches Pedal, das den Klang abdämpfte und die Klangfarbe veränderte: den «Moderator». Betätigt man dieses Pedal, schiebt sich ein dünner Filzstreifen von etwa einem Millimeter zwischen die Hämmer und Saiten. Dies erzeugt einen anderen Klang.
Der Klang von 1800 im Jahr 2014
Dieser gedämpfte Ton verträgt sich allerdings schlecht mit grossen Konzertsälen. Deshalb verzichteten Klavierbaufirmen in den letzten 150 Jahren auf die «Moderator»-Funktion für Flügel.
Jura Margulis hat den speziellen, moderaten Klang für sich entdeckt, als er auf Hammerflügeln spielte. Er war so begeistert davon, dass er ihn nicht mehr missen wollte.
Deshalb hat er mit der deutschen Klavierfirma Steingraeber & Söhne eine neue Version des «Moderators» entwickelt: Eine für moderne Instrumente, genannt «Sordino-Pedal». Es lässt sich zum Preis von knapp 12'000 Franken in jeden Flügel einbauen.
Schnarr- und Schlagzeugeffekte
Neben dem «Moderator» gibt es beim Hammerflügel auch noch andere Pedale, um den Klang zu verändern. Zum Beispiel den «Fagottzug»: Er legt ein Pergament zwischen Hämmer und Saiten und erzeugt einen leicht schnarrenden Klang. Oder aber der effektvolle «Janitscharenzug», ein Schlagzeugeffekt, etwa für martialische Musik oder Schlussakkorde.
Gemäss Jura Margulis bietet auch das neu entwickelte «Sordino»-Pedal weitere Möglichkeiten – und damit Potential für Neue Musik. Der Filz kann nämlich durch ein anderes Material ersetzt werden, zum Beispiel eben durch Pergament oder auch Glas. Damit verwandelt sich der Flügel auf Pedaldruck in einen präparierten Flügel – in ein Instrument, das durch diese Fremdkörper andere Klangfarben entwickelt.