In den 70er-Jahren entwickelte Lehmann auf undogmatische Weise seine eigene, sehr fein gesponnene Tonsprache. Er spürte dabei immer wieder den Klangnuancen im Pianissimo nach und schuf damit in meist kurzen Formen einen Reichtum aus Ausdrucksnuancen.
Erst Ende Mai 2012 war Lehmanns jüngstes Werk «Songs» für Cembalo solo im Rahmen des Stadtzürcher Musikpodiums uraufgeführt worden. Lehmann gehörte zu den wichtigsten Schweizer Komponisten seiner Generation. Er wurde mit mehreren Auszeichnungen geehrt.
1937 wurde Lehmann in Biel geboren. Nach einer Ausbildung zum Cellisten studierte er Musiktheorie und Komposition bei Paul Müller-Zürich, Pierre Boulez und Karlheinz Stockhausen. Er lehrte an verschiedenen Hochschulen.
Hans-Ulrich Lehmann übernahm auch öffentliche Aufgaben: So wirkte er über zwei Jahrzehnte (1976 - 1998) als Direktor am Konservatorium und an der Musikhochschule Zürich, sowie als Präsident der Urheberrechtsgesellschaft SUISA.
Erforschen von Klangräumen
Lehmanns Werkliste beginnt 1960 mit den «Structures transparentes» für Klarinette, Viola und Klavier. 1964 komponierte er das Klarinetten-Solostück «Mosaik». Wie der Namen schon sagt, können dessen Teile in beliebiger Reihenfolge aneinander gereiht werden. «In mobiler Form», so die Stückanleitung, biete es «zahlreiche neuere spieltechnische Möglichkeiten».
Das experimentelle Erforschen von Klangräumen blieb dem Künstler zeitlebens ein Anliegen, und es war ein Markenzeichnen von Lehmanns neuer Musik. Seit 1973 integrierte er auch immer wieder Singstimmen in seine Kompositionen.
Lehmann wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet: 1973 erhielt er den Musikpreis der Conrad-Ferdinand-Meyer-Stiftung, 1988 den Komponistenpreis des STV, 1990 den Kunstpreis der Stadt Zollikon ZH, 1993 den Kunstpreis der Stadt Zürich.