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Eine Musikerin steht mit Gitarre auf der Bühne und singt vor Publikum.
Legende: Unmittelbar und direkt, aber nicht im engeren Sinne Jazz: Ayo eröffnet das Festival im «Jazz Club». Keystone

Musik Montreux: Back to the Jazz Roots?

Das Montreux Jazz Festival ist längst kein eigentliches Jazzfestival mehr. Der «Jazz Club» soll intime und gediegene Jazzkeller-Atmospähre zurückholen. Ein teurer Spass. Vor allem fällt auf, dass nicht exklusiv Jazz präsentiert wird.

Zwei Wochen lang dominiert Montreux die Festivallandschaft: Jeden Tag spielen Bands parallel in drei Hallen: Im altehrwürdigen Auditorium Stravinski, im Jazz Lab und seit letztem Jahr neu: im Montreux Jazz Club. Damit hat das Festival sein Profil geschärft, weil jede Halle ein anderes Publikum anspricht.

Das Jazz Lab soll mit aktueller Musik und günstigeren Preisen junge Zuhörer anlocken. Demgegenüber steht der Jazz Club: Hier ist die Atmosphäre intimer, die Preise höher. Er soll wieder mehr Jazz ans Festival bringen, das immer mehr von Rock-, Pop- und Elektroeinflüssen geprägt ist.

Eine Idee von Claude Nobs

Montreux Jazz Festival

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Das 48. Jazz Festival Montreux dauert bis 19. Juli. Programm-Highlights sind u.a. die Konzerte von Outkast, Massive Attack, Dr. John, Stevie Wonder, Booker T. Jones, Keb Mo oder Damon Albarn.

Wie schon letztes Jahr eröffnete die junge New Yorkerin Norma Jean Martine das Festival im Club. Zwei Musiker begleiten die 20-Jährige, das Publikum mit vorwiegend graumeliertem Haar sitzt an Bartischchen um sie herum, lauscht interessiert den Klängen. Vor sich ein Pet-Mineralfläschchen, Champagner in Plastik-Gläsern oder grau-grüne Bierfläschchen aus Aluminium.

Die Idee vom Jazz Club sei keine neue, sagt Programmatorin Michaela Maiterth, sie stamme vom verstorbenen Festivalgründer Claude Nobs: «Er wollte immer dieses Improvisierende und Natürliche beibehalten, bis wir jetzt auf die Idee dieses Clubs kamen und wir dachten: Probieren wir’s mal.»

Da geht kein Fehler durch

350 Leute finden Platz im Club – weniger als in den anderen Konzerthallen Montreux‘. Da ist man nah am Star. Hört die Musikerin quasi atmen, spürt, wenn sie zögert. Da gehe kein Fehler durch, sagt Maiterth, das Zuhören sei unmittelbar und direkt. Man sehe, wie sich Musiker Zeichen geben, ein Aufleuchten in den Augen, wenn ihnen eine Idee kommt. «Man sieht: Da läuft was, das ist einfach ein anderer Blickwinkel.»

Dieser Blick ist hinten im Saal auf den «billigen» Plätzen etwas getrübt. Das Gefühl von Intimität kommt dort nicht auf. Auch die Flachbildschirme, die in den Ecken flackern, helfen dem nicht ab. Dennoch, der Sound bleibt ausgezeichnet. Und darum geht's ja unter dem Strich.

Offen für Experimente

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Und die Musiker lassen sich inspirieren von der Atmosphäre. Wie die Deutsch-Nigerianerin Ayo, die am Konzert «Smoke on the Water» von Deep Purple aufnimmt und auf ihre eigene Weise interpretiert. Das sei das grosse Plus im Club, sagt die Programmverantwortliche, die Musiker improvisierten mehr und das sei schliesslich die Essenz des Jazz. «Man lanciert mehr Experimente, wenn man merkt, dass das Publikum dafür offen ist und nicht nur die Platte hören möchte», so Maiterth.

Dem Publikum darf man die Konsternation dann aber nicht verübeln, wenn es im Jazz Club auch Rap zu hören bekommt. Michaela Maiterth sieht das nicht so eng. Blues, Rock, Soul, und Hip-Hop hätten schliesslich ihre Wurzeln im Jazz. «Die sind auch Fans von Jazzleuten und kommen vom selben Milieu, das sind die Söhne von Jazz-Musikern, die heute Hip-Hop machen.»

Der Zigarrenrauch bleibt draussen

Und pure Jazz-Abende gibt es auch im Club – zum Beispiel mit Monty Alexander oder der japanischen Pianistin Hiromi. Aber eben nicht nur Jazz. Somit bietet der Club dieselbe bunte Mischung wie der Rest des Festivals – einfach in einem intimeren, exklusiveren Rahmen. Fehlt nur der stickige Zigarrenrauch – doch der muss im klimatisierten Club natürlich aussen vor bleiben. Denn wer möchte sich schon die Sicht vernebeln lassen, wenn er bis zu 200 Franken pro Platz zahlt.

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