Rund 30 verschiedene Ethnien leben in Mali, jede davon mit eigener Sprache und eigener Kultur – und eigener Musik. Aber die Malier verkapseln sich nicht in ihrer Tradition. Sie öffnen sie und kennen keine Crossover-Grenzen: Blues, Jazz, Flamenco, Pop, Rap oder Rock bilden mit den alten malischen Melodien neue Songs – mit reissendem Absatz auf dem Weltmusikmarkt.
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Malische Stars in der Weltmusikszene
Ein Beispiel ist der «Singing Bird» Oumou Sangaré. Ihre Wurzeln liegen in der traditionellen Wassoulou-Musik, die auf alten Jagdliedern basiert. Beherzt wirft sie ihre Musik in einen Topf mit funky Rhythmen und kreiert damit ein kritisches Liedgut über Liebe und freie Heiratswahl.
Eine andere populäre Musikrichtung ist der Afro-Blues. Das Dreamteam: Amadou & Mariam. Das blinde Ehepaar unterlegt traditionelle malische Melodien mit Rockgitarre, syrischer Geige, kubanischer Trompete, arabischer Flöte oder indischer Tabla – Weltmusik par excellence.
Neue Generation – neue Klänge
Aus einer tiefverwurzelten Griot-Dynastie stammt auch Bassekou Kouyaté. Griots sind singende Geschichtenerzähler und Entertainer der Staatsoberhäupter.
Als erster in seiner Kaste gibt sich Kouyaté dem Wandel der Zeit hin – auf seine ganz eigene Weise: Während viele seiner Musikerfreunde nach und nach die ursprünglichen Instrumente wie etwa das Zupfinstrument Ngoni durch E-Gitarre ersetzen, geht er einen Schritt zurück zu seinen Wurzeln.
Seine Ngoni erfindet er neu, kreiert aus der ursprünglich drei- bis viersaitigen Laute ein Instrument aus sieben Saiten oder eine Bass-Ngoni und stöpselt sie an Verstärker. Damit bringt er eine klangfarbenfrohe Band zusammen: Ngoni Ba heisst sie, und seine Frau Ami Sacko singt.
Ein Song als Appell für Frieden
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In einem siebenminütigen Song vereinen sich nun die bunten Stile von Mali. «Mali-ko» (Frieden) heisst er und wird von über 40 der bekanntesten Musikerinnen und Musiker von Mali interpretiert. Darunter auch Bassekou Kouyaté, Amadou & Mariam und Oumou Sangaré. «United Voices of Mali» nennen sie sich und appellieren singend an ihre Landsleute: «Mettons nous ensemble, Maliens, Maliennes pour être encore plus fort», lautet eine Strophe.
Zahlreiche Musikstile gehen im Song ineinander über: Die traditionelle Griot-Musik, Rap, Reggae, Jazz und Blues. Ein Song, der die Menschen im Land zusammenschweisst und im Ausland für offene Ohren sorgen soll. Denn: «Wir haben nichts – nur unsere Kultur», sagt Bassekou Kouyaté. «Und die ist unsere einzige Waffe im Kampf gegen die Islamisten.»
Tournee im Namen der Freiheit
Einige grosse Musiker aus Mali ziehen momentan durch Europa, Amerika und Australien. Sie singen und sprechen offen über den Krieg.
Das Ziel der Musiker: Ihr Konzertpublikum und Journalisten für den Krieg in Mali sensibilisieren und militärische Unterstützung anfordern, damit sie ihre Freiheit zurückbekommen – und ihre Demokratie.