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Musik Musikalischer Schatz: später Ruhm für zwei Farmersöhne

Für Jahrzehnte galt das Debütalbum zweier US-amerikanischer Farmersöhne als verschollen. Doch dann fand ein Blogger den Schatz und verhalf Donnie und Joe Emerson und ihrer Hommage an den Soul Detroits zu spätem Ruhm.

Die Geschichte beginnt Ende der 1970-er Jahre, im äussersten Nordwesten der USA. 500 Hektar Land bewirtschaftete Vater Don Emerson damals am Rande der Kleinstadt Fruitland. Doch Donnie und sein Bruder Joe Emerson entdecken über einen Radioempfänger die Welt des Detroit Soul – und träumten von einer Karriere à la Hall & Oates, Smokey Robinson oder Marvin Gaye.

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Also verkaufte Don Emerson einen Grossteil seines Landes und schenkte seinen Söhnen ein in einer Holzhütte untergebrachtes Musikstudio im Wert von rund 100'000 Dollar. In der Abgeschiedenheit des US-Bundesstaates Washington nehmen die Farmersöhne so Tonspur um Tonspur von «Dreamin' Wild» auf – ein Album, von dem die Welt jedoch keine Notiz nimmt.

Blogger findet Album und verhilft ihm zu Ruhm

Die Jahre gehen ins Land. Joe arbeitet weiter auf der Farm, während Donnie sich mit seiner Frau Nancy als Countrymusiker verdingt. Bei diesem spärlichen Ruhm wäre es wohl geblieben. Doch dann entdeckte der Blogger Jack Fleischer vor rund drei Jahren das Album in einem Antiquitätenladen. Jack Fleischer hatte sich einen Namen gemacht als Sammler schillernder Schallplatten aus Kleinstauflagen, die er aus allen Teilen der Vereinigten Staaten zusammentrug. Mit Enthusiasmus berichtete er in seinem Blog «Out of the Bubbling Dusk» von diesen Fundstücken – so auch von Donnie und Joes Meisterwerk aus Jugendtagen.

Nach und nach finden sich auf zahlreichen Blogs Cover-Versionen unterschiedlichster Couleur. Namhafte Künstler und Labels nehmen fortan diese Hommage an den Soul Detroits in ihr Repertoire auf. Darunter Matt Sullivan, der mit seinem in Seattle beheimateten Plattenlabel «Light In The Attic» bereits so manch verschollenen Schatz der Musikgeschichte gehoben hat; zuletzt etwa den Jahrzehnte totgeglaubten Folk-Sänger Sixto Rodriguez.

Debut erscheint – mit 33 Jahren Verspätung

Mit 33 Jahren Verspätung erscheint so das Debüt der Gebrüder Emerson. Das Interesse seither ist überwältigend. Zuerst feierte das Online-Musikmagazin Pitchfork die Entdeckung, später auch die britische Musikzeitschrift Mojo oder die New York Times.

Mitte Oktober 2012 war es dann so weit: Donnie und Joe Emerson gaben in Seattle ihr erstes gemeinsames Konzert. Und Donnie und Joe Emerson haben nach ihrem Bekunden für die Zukunft schon weitere hochfliegene Pläne.

Mit der Entdeckung von «Dreamin' Wild» scheinen Donnie und Joe Emerson ihr spätes Glück gefunden zu haben. Wie schrieb das Online- Musikmagazin Pitchfork? «‹Dreamin' Wild› ist ein göttliches Werk.» Ohne den Beitrag des Bloggers Jack Fleischer würde es allerdings wohl noch immer auf seine Entdeckung warten.

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